Jugendamt befragt Kinder zum Umgang mit Vater

Da Mamamotzt sehr aufgeregt war und sich in schwärzestem Schwarz ausmalte, was passieren könnte mit den Ergebnissen einer Befragung der Kinder durch das Jugendamt, gibt es hier nun einen Entwarnungs-Sachbericht.

Die Fakten

Aus der Ehe gingen Kinder hervor, die Ehe ist seit einigen Jahren geschieden, der Umgang klappt nicht. Die Kinder leben bei der Mutter, der Vater empfindet das als finanzielle Belastung seiner Person, weil die Mutter durch das Kindergeld (nicht den Unterhalt!) reich wird.

Sämtliche Versuche, den Kontakt zwischen Kindern und Vater angenehm, irgendwie regelmäßig und verlässlich zu gestalten verliefen nicht zufriedenstellend in einem Zeitraum von insgesamt sieben Jahren. Mutter und Kinder gingen auf diverse Kontaktwünsche ein und machten ihrerseits Vorschläge, die vom Vater begeistert abgenickt wurden, aber niemals auch nur annähernd umgesetzt.

Das Jugendamt und das Gericht wurden über Jahre teils mehrfach bemüht, ohne nachhaltigen Erfolg. Die offiziellen Gespräche fanden zwischen den Erwachsenen statt, die Kinder wurden nur gelegentlich durch „Anfix-Gespräche“ des Vaters („Wenn ihr morgen (außerplanmäßig) kommt, machen wir was ganz tolles!“) involviert.

Nach einem guten halben Jahr Kontaktvermeidung durch den Vater wandte er sich an das Jugendamt und bat um Vermittlung (= wollte die Mutter einnorden lassen, weil sie angeblich die Kinder verweigerte). Weil insgesamt ein Kontakt zum Umgangselternteil wünschenswert ist, laut Fachliteratur und Expertenmeinungen, wurde die Mutter mit Nachdruck überredet, zu einem erneuten Vermittlungsgespräch beim Jugendamt zu erscheinen.

Es verlief weder konstruktiv noch erfreulich und endete mit einer Festsetzung zur Befragung der Kinder, weil beide Eltern absolut konträre Darstellungen der Sachlage lieferten.

Die Mutter, die immer wieder die Kinder nach ihrer Meinung gefragt hatte („wollen nicht mehr gerne zum Vater, weil der so unzuverlässig ist“), um exakt diese zu transportieren, hatte Sorge, die Kinder würden manipulativ befragt und würden nun das Gegenteil behaupten.

Gelesen hat man schon viel und nicht alle Experten im Familienstreit-Zirkus sind so neutral, wie sie sein sollten. Zudem zeigte sich das hiesige Jugendamt lange sehr väterfreundlich, was die Skepsis nährte. Der Vater versemmelte eine Vereinbarung nach der anderen und sollte immer wieder weitere Chancen bekommen. Das Kindeswohl stand scheinbar nicht im Mittelpunkt, sondern das Väterrecht.

Die Befragung

Irgendwo hatte die Mutter aufgeschnappt, dass die Kinder idealerweise zusammen befragt werden sollten, nicht getrennt. Und dass sie am besten den Raum von sich aus zügig verlassen solle. Kein Problem.

So weit kam es aber gar nicht, noch bevor die Begrüßung ausgesprochen und Platz angeboten werden konnte, wurde die Mutter samt der älteren Geschwister aus dem Wohnzimmer komplimentiert. Nanu?! Die Befragung dauerte gefühlt ewig und Mutter saß auf glühenden Kohlen. Plötzlich sollten die Kinder auch noch einzeln in ihren Zimmern befragt werden, was sie aber ablehnten. Noch mehr schlechtes Gefühl machte sich in der Mutter breit. Inquisition galore? Auch gleich mal Inspektion der Wohnsituation?
Weil ein Vater, der sich inzwischen seit einem Dreivierteljahr gar nicht gemuckst hat, der noch nie einen Cent Unterhalt oder als Beteiligung an was auch immer gegeben hat, der nur zu unerklärlichen Anlässen Kontakt zu den Kindern wünscht und dabei seine Vaterrechte in den Mittelpunkt stellt, beim Jugendamt auf eben diese, seine Rechte pocht?

Wann geht es endlich um das Kindeswohl? 

Nach einer Stunde wurde die Mutter zur Besprechung gebeten. Ein schwerer Moment. Hatten die Kinder in der Befragung das gleiche angegeben, wie ihr gegenüber? Was würde passieren, wenn sich stattdessen das Bild als umgangsverweigernde Mutter bestätigt hätte, welches der Vater immer zu zeichnen versucht?
Es wäre unendlich furchtbar, weil sie grundehrlich ist und trotz aller Diskrepanzen immer massiv den Kontakt zwischen Kindern und Vater gefördert hat.

Die Kinder sind bei ihrer Meinung geblieben.

Damit war offenbar nicht gerechnet worden, doch das Bild war einheitlich, wenn auch altersentsprechend individuell.

In den bis zu vierzigminütigen Befragungen der Kinder stellten alle heraus, dass sie grundsätzlich bereit sind, den Vater ab und an zu treffen, aber Übernachtungen lehnen sie ab. Ein Kind will aus Selbstschutz den Vater nicht mehr sehen. Und auch in diesem Jahr haben sie keine Eile mehr, ihn zu treffen.
Seine unglaubliche Unzuverlässigkeit ärgert die Kinder, zusammengefasst, und alle können sich absolut bessere Zeitvertreibe vorstellen, als in einer kleinen Stadtwohnung mit einem sich desinteressiert zeigenden Vater abzuhängen.

Die Lösung: spontaner Umgang

Nun steht endlich die Frage im Raum, warum der Vater immer mal plötzlich ganz dringend auf Kontakt zu den Kindern pocht und alles mögliche zusagt, dann aber schnell nicht mehr einhält. Und was das beste ist für die Kinder, die selbst kein Interesse mehr an diesen Spielchen haben.

Da es keine logische Erklärung für das Verhalten des Vaters gibt, wurde der Mutter sogar die Frage gestellt, ob Drogenmissbrauch im Spiel sein könnte.

Ein weiteres Elterngespräch lehnt die Mutter lehnt ab, weil die letzten Gespräche in Beschimpfungen ihrer Person endeten und nicht sachbezogen verliefen.

Der Vater wird sich nun melden können, wenn er Zeit hat für die Kinder, und sollten die Kinder dann auch Zeit und vor allem Lust haben, wird sich ein Kontakt ergeben. Das hat schon vor Jahren nicht geklappt, ist aber die einzige Möglichkeit, die bleibt.

Und es ist (nicht schriftlich fixiert bislang) weniger, als er bisher hatte. Es gab verbindliche Termine, die allmählich reduziert wurden von Standard (14-tägig) auf monatlich bis auf jetzt per Zufall.

Das Fazit

Für den Moment sind der große Druck und viel Angst wie weggeblasen. Das Jugendamt hat sich wirklich besonnen gezeigt und etwas Vertrauen zurück gewonnen.

Amtlich anerkannt brauchen sich Mutter und Kinder im Moment nicht weiter mit den fragwürdigen Kontaktwünschen des Vaters beschäftigen. Wenn die Kinder mögen und passt, dann ist der Kontakt in Ordnung, gezwungen werden sie nun nicht mehr.

Und damit verbrieft (noch nicht schriftlich, s.o.)  geht auch die letzte Chance auf sturmfreie Bude und kinderfreie Wochenenden oder wenigstens nur Nächte flöten. Oder anders: das muss jetzt teuer erkauft werden per Fremdbetreuung. (Edit: Das ist dann so. Dafür lassen sich in dieser gewonnenen Klarheit Lösungen finden.)

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Nachtrag

Erstaunen rief hervor, dass einige Fakten sich exakt konträr zeigen zur Darstellung des Vaters. Beim Jugendamt wird Unterhalt und Umgang strikt getrennt, daher war die Umgangsstelle erstaunt, dass weder Unterhalt fließt noch je eine finanzielle Zuwendung kommt. Gar keine! Oder dass Ende August Weihnachtsgeschenke (letztjährige!) übergeben werden. Dass die offensichtliche Sorge vor Bitten um eine kleine Unterstützung zu Schulbüchern oder eben einer Konfirmation tatsächlich monatelanges Untertauchen provoziert.

Das merkwürdige Verhalten bezüglich der Unterschriften, zuletzt die Therapieanbahnung für eines der Kinder, bei dem nicht einfach unterschrieben wird, sondern jedesmal ein Riesenchaos entsteht, spreche dafür, das Sorgerecht für Teilbereiche alleine übertragen zu bekommen. Ob es vorstellbar sei, dass er das aus Gründen der Vereinfachung formlos übertragen würde, im Rahmen einer Vollmacht? Und wenn nicht, könnte man auch überlegen, das gerichtlich regeln zu lassen. Um den Alltag zu vereinfachen.

Es fühlt sich gut an, endlich gehört worden zu sein! In der eigenen Meinung und von den Taten her anerkannt zu werden und nicht weiterhin unter laut oder subtil geäußertem Verdacht zu stehen, nicht auch das allerletzte für die Kinder versucht zu haben. Was ausgerechnet ein Schaumschläger erster Güte behauptet.

8 Gedanken zu „Jugendamt befragt Kinder zum Umgang mit Vater“

  1. Liebe Mamamotzt,
    was für ein ambivalenter Sieg. Wenn man die Kinder lieber bei sich hat, umdann sicher zu sein, dass es ihnen gut geht, und gleichzeitig eigentlich zeit für sich allein braucht, um aufzutanken und die Kraaft zur Betreuung zu behalten.
    Da hilft auch ein „sie werden ja sooo schnell groß“ nichts, denn wenn man drinsteckt, ist das nicht so schnell.
    Ich wünsche Mamamotzt viele Freunde, die Babysitterabende zum Geburtstag und zu Weihnachten schenken!

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    1. Die Kinder haben es nicht wirklich schlecht, es ist nur langweilig beim Vater. Sorgen musste Mamamotzt sich zum Glück nicht machen. Und psst, sie verrät dir ein Geheimnis: bis zu einer Übernachtung außer Haus wird jetzt erstmal ohne Babysitter angedacht. 😉 Einzig sturmfreie Bude wird es wohl wirklich nie mehr geben.
      But: so what? 😀
      Es grüßt erleichtert Mamamotzt!

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  2. Der Fall, wie er dargestellt wird, ist sehr einfach und man wundert sich über den Aufwand des Jugendamts: Ein Vater, der seine Umgangspflichten nur nach Laune wahrnimmt und auch nicht zahlt, schadet dem Kindeswohl eindeutig. Elternteile, bei denen die Kinder nach der Scheidung nicht wohnen, müssen als positive, den Kindern zugewandte Eltern erlebt werden – oder besser gar nicht. doch es gibt geradezu ideologische Vorurteile bei „Fachleuten“ über das, was ein Kind braucht, auch im Jugendamt, aber auch in Familiengerichten.
    Wir behandeln die Thematik, die im Einzelfall oft komplexer ist, in unserer Fort- und Weiterbildung zum Verfahrensbeistand an der Evangelischen Akademie Bad Boll in enger Kooperation der der Hochschule Esslingen. Leitmotiv ist immer das Kindeswohl. Es wäre gut, wenn es den Verfahrensbeiständen möglich wäre, so viel (bezahlte) Arbeitszeit aufzuwenden, wie es hier das Jugendamt konnte. Doch der Gesetzgeber hält auf Druck der Bundesländer keine Qualifikation für Verfahrensbeistände nötig, damit die Pauschalhonorare gering gehalten werden können.
    Was die Umgangsfragen betrifft: Kinder dürfen nicht genötigt werden. Es gibt aber auch instrumentalisierte Kinder [PAS – Eltern-Kind-Entfremdung] und die „Rituale der Umgangsvereitelung“ [Zeitschrift für das gesamte Familienrecht, 42. Jahrgang Heft 2a, 15. Dezember 1995, S. 1529 ff.].

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    1. Danke für Ihren erhellenden Kommentar Dierk Schäfer. Nur beim PAS möchte ich noch hinzufügen, dass diese Theorie nicht wissenschaftlich fundiert und höchst umstritten ist. In vielen Ländern darf sie in einem Sorgerechtsverfahren nicht mehr als Argument herhalten. PAS wird sehr häufig genutzt, um die Verantwortung dafür, dass die Kinder nicht zum Vater wollen, auf die Mütter zu schieben und sie damit unter Druck zu setzen. Es wird leider selten gefragt, warum die Kinder denn nun wirklich nicht wollen. Oft haben sie sehr gute Gründe, die aber nicht einfach mal schnell aus ihnen herauspurzeln.

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    2. Der Fall ist wirklich so einfach. Aber sehr viel Zeit hat das Jugendamt gar nicht verwendet. Es gab kaum Termine, und zwischen denen lagen immer wieder Monate. Mindestens.
      Qualifikation der V-beistände: in diesem Fall gab es keinen, aber Mamamotzt hörte schon einiges. Salopp und kurz: da kann (aufgrund fehlender Weiterbildung) sehr viel in die Hose gehen!

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