Johannes Korten rüttelt auf

Das haut um. Hannes (mir nur als Johannes Korten, @jkorten und @glsbank inklusive Themen und Auftritte bekannt, aber nicht persönlich) hat es nicht mehr ausgehalten.

Er schrieb einen Abschiedspost, der manchmal nicht aufzurufen ist. Vielleicht überlastet, vielleicht gelenkt. Unwichtig.

Der Twitterlink:

 

Für mich war Hannes die Verbindung von sinnvoll (GLS Bank) und modern (Social Media). Super aktiv, Familienmensch, moderner Arbeiter.

Er hat es nicht ausgehalten.

Seinen Text las ich in der Früh, auf dem Weg zur Arbeit. Jedes Wort war mir mehr als 100 Prozent vertraut. Ich hatte das Gefühl, er wäre in meinem Kopf gewesen und hätte meine Gedanken niedergeschrieben. ABER: ich bin nicht am Ende, weil ich nicht aufgebe, solange ich verantwortlich für die Kinder bin.

Hannes musste das am Ende. Seine Verzweiflung muss enorm gewesen sein. Sonst hätte er das nicht gemacht.

Was machen andere, die solche Gedanken haben?

Seit Jahren habe ich Depressionen, ich weiß schon viel drüber, viel über mich und unser trautes Zusammenleben, ich habe einiges versucht, nichts hat geholfen. Weil …
…. keine Ahnung.

Auf die Frage von @tollabea (Bea Beste)

 

antworte ich hier. Denn Bea hat mir schon vor zwei Jahren sehr geholfen, via Twitter. Auch damals hing ich einem tiefen Loch. Sie malte Sonnenbilder für mich. Vergesse ich nie! :- )))
Die große Unternehmerin, die mich gar nicht kennt, nimmt mich wahr.
Das hat mir extrem gut getan, ich fühlte mich als Mensch gewertschätzt. (Nicht als Mutter, nicht als Tochter, nicht als Arbeitnehmerin, die müssen nämlich immer alles ihren Rollen entsprechend erfüllen.)

Mein Leben beenden werde ich nicht. Weil ich Kinder habe.
Was sonst wäre, kann ich nicht sagen.
Es gibt viel mehr Tage, an denen ich lieber nicht mehr da wäre, als ich da bin. Das Leben ist zäh, grau, freudlos, eine wahnsinnige Kraft- und Willensanstrengung.

Ich weiß, dass es bei mir eine Mischung aus Überlastungsdepression (alleinerziehend, drei Kinder, kein Unterhalt und kein Umgang, seit Jahren massive Existenzsorgen, dazu Pflege schwerstkranker und problematischer Angehöriger) und weiblichen Zyklusproblemen ist. Die Zyklusprobleme alleine sind schon furchtbar, und es ist auch schlimm, dass ich gerade mal die Hälfte meines Lebens brauchte, um den Zusammenhang zu erkennen.

Hätte ich keine Kinder, wäre ich schon so manchen Tag nicht mehr aufgestanden, und auch einen nächsten nicht, und gar nicht mehr. Einfach liegenbleiben.
Alles fühlt sich nur unsinnig, unwichtig, leer, belanglos an. Ob man selbst noch aufsteht oder nicht, es ändert doch nichts.

Bislang schlimmstes

Das schlimmste, was ich bisher in schlechten Phasen tat, ist mich kürzlich in einer Kurzschlussreaktion vom #Freund zu trennen. Ich sah kein Licht mehr, habe keine Lösungsstrategien, bin leer. Zurück blieb ein verstörter, völlig verletzter und überraschter Mensch. Es tut mir unvorstellbar Leid!
Anders konnte ich aber nicht.

Es ist für uns ohnehin der allerletzte, einzige Weg, den wir sehen, wenn wir dummes Zeug machen. Alles andere haben die meisten von uns (resümiere ich jetzt mal aus Hannes Worten, angelesenem und persönlichen Erfahrungen) doch längst ausgehalten. Ausprobiert. Verdrängt.
Wenn wir vermeintlich irrational werden, so ist das, was wir tun, die uns einzig möglich erscheinende  Lösung, weil alles andere noch schlimmer wäre, andere schlimmer träfe als uns (das wollen wir auf keinen Fall!), noch mehr Chaos produzieren würde.
Wir glauben, dass mit unserer Lösung alle anderen einen glatten Übergang haben, weitermachen können, wie und was sie immer gemacht haben, wir sie in Frieden lassen. Ihnen ihr Leben lassen.

Das zweitschlimmste, was ich regelmäßig tat/tue: ich habe gute Aufträge abgesagt, immer wieder, Versagensangst, obwohl das Wohl meiner Kinder direkt von meinem wirtschaftlichen Erfolg abhängt. Das hat blöderweise die Existenzangst nicht besser gemacht, keineswegs. Das Geld fehlt direkt.

Aufstehen werde ich jeden Tag immer wieder, weil die Kinder mich brauchen. Auch, wenn es mir leid tut, was für eine Mutter sie haben. Voller Sorgen, Angst, kalt, abgewandt, in sich gekehrt. Meistens.

Meistens

Meistens ziehe ich mich in schweren Phasen einfach zurück, weil ich sehr ruhebedürftig bin. Mag niemanden sehen (außer den Kindern, zwangsweise und natürlicherweise) und setze alle Kraft ins Funktionieren.

Zum Glück habe ich jetzt einen TZ-Job, der die wichtigsten Fixkosten deckt. Das nimmt extrem viel Last.

In schweren Phasen will ich nicht vor anderen in Tränen ausbrechen, weil ich mich für den minderbemittelsten aller homo sapiens halte. Für lebensunfähig und vieles mehr. Alleine sein. Das reicht. Aber das möchte ich auch respektiert wissen. MIR langt das, anderen vielleicht nicht.
In schlimmen Phasen weiß ich nicht mehr, wie man eine Tür aufschließt, wie ich heiße, was man nach dem Aufstehen als erstes macht und vieles mehr.

Die ganze Kraft ins Funktionieren, damit nicht auffällt, wie schlecht es ist.

Diesmal esse ich übrigens. Einmal ließ ich das, weil es nicht schmeckte, ich es vergass oder für nicht wichtig hielt.
Chips und Wein retten die Kilos. Und Eis.

Ich will in schlechten Phasen auch nicht zum Arzt, der mir eventuell Antidepressiva verschreibt, die überhaupt nicht anschlagen. Der mir ankündigt, dass ich ohne Psychotherapie gar keine Tabletten bekäme. Der mich auf jahrelange Wartelisten setzt. Der mir: nicht helfen kann.

Ich will in schlechten Phasen auch nicht zu Psychiatern, die mir sagen, dass ich mein Leben ändern muss, damit sich mein Zustand bessert. Denn ich weiß ja, dass die Umstände bescheiden sind. Aber ich sehe keinen Ansatz, etwas zu ändern, ohne andere vor den Kopf zu stoßen, nur damit es mir vielleicht „besser“ geht.
(Das ist übrigens ein großer Teil unseres Problems, „die anderen zuerst“.)

Mein Leben kann ich derzeit nicht ändern, ohne dass ich komplett zerbreche! Ich kann weder Geld/Unterhalt herbeizaubern, noch die Kinder wegzaubern, auch einen alten, kranken Menschen kann ich nicht im Stich lassen und verhalte er sich mir gegenüber noch so fies, meiner Seele würde das „im Stich lassen“ viel mehr schaden, als es die täglichen Auseinandersetzungen und der  Stress tut.

Ich hätte auch sehr gerne weiter geliebt, aber die Kraft fehlt, mich in ein weiteres Herz zu fühlen und mit ihm mitzuschwingen.

Mein Emotionshaushalt ist aus dem Lot. Mehr geben, als zurück kommt. Seit vielen Jahren.
Ein Trostbier, ein Trostbuch, eine Trostschokolade helfen schon lange nicht mehr.

Unsinnige Tätigkeiten verrichten, was leider oft passiert, frustriert sehr. Vorwärts möchte ich. Nicht auf der Stelle treten und dabei das Schlammloch unter den Füßen immer tiefer treten, zu einem Morast machen, in dem man schließlich versinkt.

Wünsche

Meine Ruhe will ich. Schlafen. Tagelang am Stück, denn ich bin müde. Bleischwer müde vom Nichtstun.

Sonst nichts.

Man nennt es wohl Depression. Traurig bin ich nicht. Zumindest eher selten.
Leer. Stumpf. Hohl. Neblig.
Traurig bin ich nur ganz selten, wenn ich mal wieder um ein Leben bange und Angst vor dem „danach“ habe.

Es wäre schön, wenn ich einfach so leben dürfte. Mir reicht das ja, ich finde es eine akzeptable Lebensform.

Aber mit Kindern ist es nicht so schön.

Und ich weiß, dass ich auch mal ein übermäßig bescheuert-lustiger Mensch war. Voller Flausen, kreativ, sinnesfroh und vieles mehr. Ich brauche das gar nicht zurück, aber für die Kinder würde ich es mir wünschen.

Fand ich vorher schon meine „Probleme“ ziemlich belanglos, so sind sie es jetzt noch umso mehr, mit den vielen Flüchtlingen aus kaputten Familien in zerbombten Häusern. Wenn jemand wirklich hilfsbedürftig ist, dann sie.
Und schon gehe ich wieder nicht zum Arzt etc.
(Eine Aversion gegen Ärzte und Medikamente habe ich leider auch erworben, eine Folge der Pflege. Keine schlechten Erfahrungen, aber einfach viel zu viel davon.)

Schalter umlegen

Manchmal stehe ich auf und es ist ein überraschend anstrengender Tag. Das Bett würde ich, wenn ich es schon verlassen muss, am liebsten mittags schon wieder beziehen, ab 17 Uhr gibt es keine Alternative mehr.

Und an manchen von diesen Tagen legt sich ohne Wollen ein innerer Schalter um und ich frage mich, was gerade noch so schwer war!
Von der Wirkung vergleichbar mit Kaffee am Morgen: auf einmal geht´s, auf einmal geht das Leben wieder.

Das sind interessante Momente, die aber auch zweifeln lassen. Wie kann das sein?! Vormittags kraftlos und leer, alles scheißegal, und nachmittags voller Tatendrang und Lebensfreude?

Was mich Hannes gelehrt hat

Über seinen Gesundheitszustand kann ich mir nur einiges zusammenreimen. Aber entweder war da etwas stärker als er oder er hat etwas unterschätzt oder man hat es nicht so im Griff, wie wir denken. Ich zumindest denke, ich weiß, wie es um mich steht und dass es nicht rosig ist, aber dass auch keine Leben in Gefahr sind.

Als vergleichbar bewussten und bemühten Menschen nehme ich Hannes Abschied ernst. Sehr ernst! Ich gestehe, dass ist das allererste mal!

Bislang durfte meinetwegen jeder machen, was er wollte, solange er anderen nicht schadete. Kiffen, sich von Brücken in den Tod stürzen, nerven, ruhig sein, was auch immer.
Nur kurz hielt ich inne und machte weiter. Alltag.

In Hannes erkenne ich einen Bruder im Geiste, und das berührt mich.
Endlich.
Möchte ich wohl sagen.

Ich möchte nicht irgendwann keinen Ausweg mehr sehen, ich möchte nicht so verzweifeln wie er, ich möchte niemals meine Brillanten aus eigenem Willen alleine lassen.

Ich werde den Termin beim Arzt wahrnehmen und nicht wieder absagen. Wie schon so oft zuvor.

Und ich hoffe, dass die Erleichterung durch das Schreiben nicht gleich zu leichtsinnig werden lässt.

 

Geschrieben in der ich-Form, weil es so wichtig ist.

32 Gedanken zu „Johannes Korten rüttelt auf“

  1. Es gibt nichts, was ich sagen könnte und in der Lage ist, dich aus diesem Loch zu zerren.
    Trotzdem: Dies hier lesen und ohne Worte wieder gehen, wäre auch falsch.

    Ich bewundere dich in deinem Durchhaltevermögen, aber ich sehe auch den Preis dafür. Oder kann ihn zumindest erahnen. Und kenne aus Erfahrung das Gefühl, doch etwas fühlen zu müssen und da ist nur Leere.

    Du hast den Halt in deinen Kindern gefunden. Ich hoffe so sehr, dass dieser Halt reicht, bis du noch etwas anderes gefunden hast, das dich hält. Und noch etwas und noch etwas und noch etwas.

    Tina

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  2. Wow, ich kenne deinen Zustand, von einem sehr engen Freund.
    Er war auch in so einem Strudel gefangen, lange Zeit, bis er wieder einen Sinn im und Freude am Leben fand.
    Kurz darauf ist er verunglückt…
    Hoffentlich findest du auch so einen Anker, der dich aus dem Schlammloch ziehen kann!
    Tom

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    1. Furchtbar!
      Vor körperlichen Gebrechen habe ich ungeheuer Respekt.

      (Oder ist er sogar verstorben?)

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  3. Gebannt gelesen.

    Geh zum Arzt, und besser noch, lass dir einen empfehlen, jemand, der gut ist. Ich habe damals Hilfe über die Frauenberatungsstelle bekommen, die hatten eine Liste mit Therapeuten, bei denen frau auch mit Verweis auf Dringlichkeit und dass sie die Telefonnummer von der Frauenberatungsstelle habe, ziemlich rasch einen Termin bekam. Es hilft! Geh hin!

    Und alle Liebe für dich. Du hast mir übrigens einen Schlüssel geliefert für meinen Liebeskummer, denn die maximal verstörte Person am anderen Ende der Geschichte war ich.

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  4. Ach du… Danke für deine Offenheit! Und denk dran in deinen grauen Stunden: Du gehst den Weg nicht allein. Das Internet begleitet dich und hält dich!

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  5. Ich habe Johannes über das Projekt #einbuchfürkai „kennengelernt“, hatte einmal kurz Kontakt über Instagram mit ihm. Dachte mir bei seinen Fotos oft meinen Teil, wie es wohl in ihm aussehen muss, aber dass so ein aktiver, offener Mensch wohl weiß, was mit ihm los ist und er sicher Hilfe hat …
    Liisa hat nun gestern einen Post verfasst, in dem sie schreibt, dass sie mit ihm immer wieder über seine Krankheit gesprochen hat und er sich nicht helfen lassen wollte. Und genau DAS verstehe ich nicht bzw. hat es mich extrem betroffen gemacht. Spätestens seit Robert Enke ist es doch kein Tabu-Thema mehr. Warum lässt man sich nicht professionell helfen, versucht es zumindest. Gestern war ich nur tief betroffen, heute, nachdem ich den Eintrag von Liisa gelesen habe, bin ich doch etwas wütend. Er war so klug, hat so viel bewegt, warum hat er den Schritt zum Arzt nicht geschafft? Vielleicht kannst du es mir erklären … vielleicht weiß ich zu wenig über die Krankheit … eine Kollegin von mir ist auch depressiv. Kommt manchmal daher nicht zur Arbeit. Weil sie einfach nicht kann. Aber sie ist in Behandlung, nimmt Medikamente, lässt sich helfen.
    Ich nehme Johannes Tod zum Anlass, nochmal an alle mit dieser tückischen Krankheit zu appellieren, lasst euch bitte helfen!!! Aufgeben kann man immer noch, aber zumindest sollte man vorher versuchen, ob es Hilfe gibt … oder?
    Bitte korrigiere mich, wenn es nicht so ist. Ich möchte es gerne verstehen, auch, um helfen zu können, wenn es jemanden aus meinem Umfeld betreffen sollte. Oder kann ich da nicht helfen? So viele Fragen …

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    1. Für meinen Teil muss ich sagen: nach mehreren erfolglosen bis frustrierenden Versuchen mit Arzt und Therapie und der gewaltigen Überzeugung, dass es uns auch gar nicht gebührt, wegen „Verstimmungen“ jemanden zu belästigen, wird der Weg immer schwieriger.
      Es fließt kein Blut, es tut nicht weh. So richtig dringend scheint es mir nicht. (Vergleiche habe ich täglich, und die sind halt dringender ..)

      Frag bitte sehr gerne mehr! Vielleicht kann ich was erläutern.

      Danke für diesen Beitrag!!!

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    2. Da du schon den Vergleich zu Enke ziehst, vielleicht ist auch ein Grund warum Menschen nicht zum Therapeuten gehen, dass Depression momentan so sehr im Bewusstsein ist, das es schon wieder bagatellisiert wird. Wie oft hört man denn „Oh man, ich fühl mich so depri heute“ wenn derjenige eigentlich nur meint, das er ein bisschen schlechte Laune hat weil es grad regnet.

      Depression ist aber eben kein Traurigsein sondern einfach Leere. Absolutes nichts. Man kann es sich leider wirklich nicht vorstellen, wenn man nicht schon einmal davon betroffen war. Genau das macht es für mich als Freundin einer Betroffenen auch manchmal so schwierig zu reagieren, da es ja nichts zum aufmuntern gibt.

      Vielleicht hat Mamamotzt diesbzgl eine Idee?

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  6. Liebe Mamamotzt!

    Danke, dass du so ehrlich bist. Ich kenne deine Situation selbst zu gut, bin selbst alleinerziehend und das wenige Geld raubt mir manchmal die Luft zum Atmen.
    Seit der Jugend an bin ich depressiv, auch mit Kind habe ich schon an Suizid gedacht.
    Zur Zeit ist er keine Option, aber der Freitod von Johannes Korten hat mich erinnert, wie knapp es manchmal ist.
    Mich haben damals gute Freunde ‚gerettet‘ und ein Umzug geholfen.

    Ich kann Dir nur das Beste wünschen.

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  7. Danke für diesen bewegenden Text. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich auch versucht, Schluß zu machen, niemand mehr zur Last zu fallen, einfach ein Ende dieses Lebens, das ich so nicht mehr wollte.
    Gott sei Dank ging es schief, meine Frau hat mir im wahrsten Sinn des Wortes das Leben gerettet. Danach begann ein Jahr in der Psychiatrie, in dem ein Buch entstand, und bei mir der Entschluß, alle meine Kraft darin zu legen, andere über Depressionen und die Gefahren eines Suizids aufzuklären, damit es nicht anderen geht wie mir. Auch Johannes war auf der re:publica bei meinem Vortrag. Leider hab ich ihn wohl nicht (mehr?) erreicht.
    Aber auch um seinen Wunsch an uns umzusetzen werde ich jetzt noch stärker für Aufklärung kämpfen. Schon, weil ich damit meine eigene Depression, die ich wohl nie ganz loswerde im Schach halten kann.

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  8. Ich kenne dich nicht, möchte dich grade aber einfach nur drücken…
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt, dieses große, schwarze Loch.
    Geh zum Arzt! Bitte. Ich habs getan. Neurologe, Medikamente, Therapie. Es hilft!

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  9. Ich selber leide nicht unter Depressionen, kann also kaum nachvollziehen was du schreibst. Aber ich finde dich unglaublich mutig und toll. Der Tod von Johannes hat mich sehr getroffen und ich finde es tröstlich mehr über Depressionen zu erfahren.
    Vielen Dank

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  10. Liebliche Motzmama. Danke für deinen Text. Ich las ihn wirklich gerne, spricht er auch Teile über mich aus. Nichts desto trotz habe ich einen so starken Drang, dich einfach nur in die Arme zu nehmen, zu wiegen und zu liebkosen wie meine Tochter, wenn sie über einen Verlust trauert. Nein, ich rede dir keine Stärke ein und nein, ich kann auch nicht versprechen, dass alles gut wird, wie könnte ich das ohne zu lügen? Aber was ich versprechen kann, ist: du bist nicht allein und du musst dich weder schwach fühlen, noch für irgendetwas schämen, denn du trägst wie leider viele alleinerziehende Elternteile, die Last vieler kleiner Welten zusätzlich zu deiner auf den Schultern und das, meine Liebe, ist mehr, als ein Riese zu tragen vermag.

    Ich verstehe dich so gut, du hast viele Schwestern und Brüder im Geiste.

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  11. Unglaublich, wie sehr mich Dein Text berührt! Ich habe liebste Verwandte, denen es ähnlich geht, wie Dir! Ich kann mich nie ganz reinversetzen- aber mitfühlend sein kann ich! Und unterstützen. Und ihnen sagen, wie großartig sie sind!
    Und Dir möchte ich sagen: Du bist großartig!!! Sei stolz auf Dich! Ich bin es!!! Du leistest unendlich viel! Du ziehst Deine Kinder groß, allein. Du hilfst Deinen Verwandten, allein! Sieh, was Du Alles schaffst!
    Und nimm einen Spruch an- in der gekürzten Form, auf das Wesentliche zusammengefasst:
    hast Du ein Problem, dass Du nicht ändern kannst- mach es nicht zu Deinem Problem! Nimm Dich selbst als das an, was Du bist: Ein Schatz, den die Welt – vor Allem Deine Kinder- braucht! Und auch wenn wir uns nicht kennen: Fühl Dich gedrückt!!

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  12. Ich kenne dich nicht, bin einer Depression auch (Hallelujah!) noch nicht begegnet, kann es also nicht WIRKLICH verstehen, nur versuchen. Aber was wäre denn, wenn ein Antidepressivum DOCH helfen würde? Probier es doch aus. Vielleicht gibt dir das ja den Kickstart, den du brauchst? P.S.: Ich habe gehört, dass der Vitamin D Spiegel im Blut viel mit fehlender Energie zu tun haben kann. Vielleicht lässt du den einfach mal checken?

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    1. Ja, ich hoffe, dass solche Parameter beim großen Check dabei sind!
      Gut, dass du nochmal dran erinnerst!

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  13. Hallo.
    Deine Worte berühren mich sehr. Mir geht es ähnlich, aber „nur“ schubweise. Dazwischen klappt das Leben, ich bin stabil und kann es genießen. Was vom letzten Schub (3,5 Jahre hat er ungefähr gedauert) geblieben ist, sind große Erinnerungslücken. Und das „sich nicht mehr spüren können“ bzw „Gefühle nicht mehr spüren können“…
    Ob es wiederkommt? Ich weiß es nicht. Ich mache das Beste draus.
    Was mir hilft? Medikamente und Therapie. Und Ruheoasen, Zeit für mich.
    Versuch es mal. Vielleicht kannst du dir auch eine Oase bauen, um die Akkus wieder aufzuladen.
    Unbekannterweise umarme ich dich und schicke dir viel Kraft und Mut. Durchzuhalten. Weiterzumachen. Zu Leben.

    Alles Gute. Jenny

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    1. Mir geht’s auch nicht durchgehend richtig schlecht, aber immer öfter, immer länger.
      Und an klaren Tagen erkenne ich, dass es ja gar nicht so „normal“ ist, sondern dass das Leben viel leichter sein kann/könnte.

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  14. in einer permanenten überlastungssituation zu leben ist katastrophal, vor allem wenn andere leben so sehr von einem abhängen. ich wünsche dir, dass die helleren und weniger hohlen, leeren phasen sich irgendwie mehren und dass die zeit für dich arbeitet, die kinder unabhängiger werden und so last von dir genommen wird.

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  15. Danke für diesen Text und deine Offenheit! Ich kann es nicht wirklich verstehen oder nachvollziehen, aber ich kann Verständnis aufbringen!
    Und mir ist ein Gedanke beim Lesen gekommen: Schicke diesen Text dem #Freund! Vielleicht bringt er dann auch Verständnis auf und kann dein Anker sein. Und vielleicht fühlt sich die Liebe für dich dann irgendwann nicht mehr nach zusätzlicher Belastung, sondern als Lichtblick an… Das ist es, was ich zumindest auch aus vielen Kommentaren bei Béa mitgenommen habe: Neben den eigenen Kinder ist für viele Betroffene der/die Partner/in unheimlich hilfreich!

    Alles Liebe ♥
    Nadine

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  16. Gerne würde ich dir eine Höhle bauen. Ganz für dich. Wo du schlafen kannst, bis die Müdigkeit verschwindet. Wo du Kraft tanken kannst.
    Danke für diesen Beitrag. Ich weiß viel zu wenig über Depressionen. Aber ich verstehe, dass die Kinder dich hier halten.
    Bitte hol dir Hilfe. Auch das nicht nur für dich sondern auch für die Kinder.

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  17. Liebe Mamamotzt,
    ich habe wirklich keine Ahnung, wie Du das schaffst. Obwohl ich selbst alleine mit 3 Kindern mit Arbeit, Aufstockung durch Jobcenter und diversen Problemen durch mein Leben eiere. Also ich kann absolut nachempfinden, was das alles für eine Kraft kostet.
    Und dann zu lesen, WIE wund ein Mensch dadurch werden kann, muss. Es tut mir richtig weh, das zu lesen und gleichzeitig so dankbar zu sein, anscheinend einen unerschütterlichen Optimismus zu besitzen. Durch Dein Geständnis hier lerne ich über mich, dass ich anscheinend richtig richtig Glück gehabt habe, dass ich diesem Sog nicht erlegen bin, der mir oftmals vor meiner Trennung begegnet ist. Der mich morgens kaum hat aufstehen lassen. Der mich jeden Tag mit Knoten im Bauch und hängenden Mundwinkeln hat durchstehen lassen. Funktionieren für die 3 Kleinkinder damals. Wieviel Kraft das gekostet hat, erkenne ich jetzt erst.
    Der ganze steinige Weg, er hat sich gelohnt. Meine Kinder waren mein Vorbild! Sie haben es mir vorgemacht -nämlich trotz des ganzen Stress, der Traurigkeit und Angst genau das zu tun, was wir Erwachsene verlernen : selbstvergessen im hier und jetzt den simplen Freuden zu frönen. Sprich: kuscheln, sprechen, weinen, spielen, blödeln, toben, Süßes essen, einen Kuchen backen, Blumen pflücken, irgendwas schnipseln,basteln, malen, Sport betreiben, etc. Lange hats gedauert, bis ich das kapiert hab, dass das ihr Schutz war.
    Dir wünsche ich von ganzem Herzen, dass Du Kraft hast, Dir einen Lebensquell, eine Lichtquelle erschaffen kannst. Du leistest Unmenschliches! Du bist eine Heldin des Alltags. Du brauchst auch bedingungslose Liebe, und zwar ganz viel. Der Start ist …sie Dir zu gönnen, die Eigenliebe sowie die von außen. Und das fängt damit an, dass Du Dir selbst die Aufmerksamkeit schenkst, die Du brauchst. Das ist auch der Weg zu einem Arzt. Ich war da auch,hab mir eine Zeit lang helfen lassen, bin dann in Kur gefahren. Und vielleicht eine Sache in der Woche, die nur für Dich ist. Bei mir ist es seit vielen Jahren Yoga. 1x die Woche nur ich , mein Körper, mein Atem und mein Geist. Das hat mir glaube ich die Seele gerettet.
    Vielleicht ist vieles überflüssig, was ich hier schreibe oder auch schlicht zu simpel, oder zu unwissend. Verzeih mir das.
    Wir Frauen müssen zusammen halten 🙂
    Ich drück Dich !!!
    Liebe Grüße, Eva

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  18. Das kenne ich alles sehr gut…Ich bräuchte im Moment eigentlich auch sehr viel Zeit und Ruhe für mich,was aber nicht geht,weil ich mit meiner Tochter komplett alleine bin.Ich hab niemanden außer ihr,deswegen gibt es auch niemanden,der mir mal was abnehmen könnte.
    Aber das kommt Dir wahrscheinlich auch sehr bekannt vor.
    Es ist schon echt zum Kotzen,wenn man weitermachen muss,obwohl man eigentlich nicht mehr kann.Du müsstest Dir eigentlich auch mal eine Auszeit nehmen,das sagt Dir Deine Seele ja gerade sehr deutlich.Aber wie soll das gehen,wenn man mit Kindern ganz auf sich allein gestellt ist?
    Ich stecke auch in diesem Teufelskreis und ich habe bis jetzt auch noch keine Lösung dafür gefunden…Ich kann das,was Johannes Korten da geschrieben hat,übrigens auch gut nachvollziehen…Ich würde mal sagen,dass er mit dem,was er getan hat,zum 1. Mal an sich gedacht hat.Traurig,wenn es dann SO aussieht!
    .

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  19. Liebe Mamamotzt.

    Ich sehe dich. Du bist nicht allein.

    Deine Gedanken sind mir vertraut. In unserem Bücherschrank steht das Buch „Mit dem schwarzen Hund leben“. Mein Partner hat Depression.

    Ich sehe dich und habe das Gefühl, durch deine Gedanken hindurchzublicken. Denn ich kenne die gleichen Gedanken bei meinem Partner und sehe, dass er alles andere als ein Versager ist, nicht minderbemittelt, nicht lebensunfähig, und schon gar nicht jeder Liebe unwürdig. Ich sehe, dass seine Eigenwahrnehmung so sehr von dem abweicht, was alle anderen in ihm sehen. Und ich werde mich mit allem was ich habe weigern, jemals zu glauben, dass wir anderen uns auch nur einen Hauch täuschen könnten.

    Das gleiche – da bin ich mir sicher – gilt auch für dich.

    Und noch etwas: Den vorletzten Absatz hätte ich in der Vergangenheitsform schreiben müssen. Mein Partner hat sich in Therapie begebe, ist weiterhin in Therapie. Sowohl Gespräche als auch Tabletten. Ihm hat diese Kombination geholfen. Er bezeichnet sich jetzt als gesund. Gruppentherapie hilft ihm, es zu bleiben. Ich bin so froh darum.

    Ich erzähle dir das, um dich zu ermuntern, einen Ausweg zu finden. Depression ist heilbar. Und nein, der letzte Satz bedeutet explizit nicht, dass du Schuld oder schwach wärest, wenn dir der Ausweg nicht gleich gelänge. Aber ich hoffe, dass du es dennoch versuchst, ab und zu, immer wieder, wie der Tropfen, der den Stein am Ende eben doch höhlt.

    Ich denke an dich.

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