Eine Frage der Würde

Neulich bei Gericht, ein Mann und eine Frau (geschieden) treffen sich. Es geht um das Sorgerecht für die Kinder, die Frau ist nicht zufrieden. Sie muss seit Jahren alles alleine entscheiden, und wenn sie den Mann um Rat fragt oder um eine Unterschrift für irgendwas, ist er nicht zu erreichen oder reagiert nicht. Sie möchte juristisch sauber alleine die kindesbezogenen Entscheidungen treffen und hat daher um Übertragung des Sorgerechts gebeten. Reiner Pragmatismus.

Dem Mann würde nichts genommen, was er normalerweise hat/nutzt/braucht. Der wenige, unregelmäßige Umgang zeugt nicht von großem Interesse an seinen Kindern, Fragen stellt er nicht, mit den Kindern spricht er kaum.

Der Richter erkennt die beiden wieder, sie waren schon öfter bei ihm, die Frau hatte Anträge gestellt, der Mann hatte laute und engagierte Reden dagegen geschwungen. Der Richter erinnert sich.

Unzuverlässige Schreiberei

Der Mann ist nicht einverstanden, er will natürlich an allen Entscheidungen weiterhin beteiligt sein. Die Frau freut sich und erinnert an rund zehn offene Briefe mit diversen Themen, die er noch nicht beantwortet hat.
Dem Richter kann der Mann einen sechs oder mehr Jahre alten Fall als letzte gemeinsam getroffene Entscheidung nennen. (Zufällig war der Mann gerade in der Nähe, als ein Unfall passierte und er begleitete die Frau ins Krankenhaus. Purer Zufall und medizinische Notfälle werden sowieso behandelt.)

Der Mann behauptet, die Frau antworte nie auf seine Mails. Auch nicht auf die letzte.
Nein, er wisse nicht mehr, was er überhaupt geschrieben habe. Aber eine Antwort habe er nicht bekommen. Bekomme er ja nie! Er kann auch alles belegen. Sein Rechtsanwalt wedelt mit losen Zetteln.
Alle ausgedruckten Mails bis auf eine sind von der Frau, an den Mann adressiert, es geht um die Kinder. Da muss ihm der Drucker aber einen gehörigen Streich gespielt haben.
Die Mail von ihm soll einen seiner versäumten Umgänge jüngst rechtfertigen und ist sicher nur beispielhaft aufzufassen, denn sie ist gute drei Jahre alt. Die tatsächliche Mail ließ sich wahrscheinlich nicht ausdrucken.
Das Pech klebt an ihm, es ist wie verhext.
Das Thema konnte nicht vertieft werden, wie auch einige andere Dinge, die sich auf den ersten Blick und bei genauerem Hinsehen ebenfalls nicht erschließen.

Alte Kamellen sind immer gut

Die Frau brauchte Dokumente für die Kinder, die sich beim Mann befinden. Der Mann rollt uralte Kamellen auf: „Ich habe die Dokumente nicht. Woher will sie wissen, dass ich sie habe? Sie hat mich aus der Wohnung geschmissen und die Schlösser getauscht!“ (Der Zusammenhang wird sich gleich erschließen. Es war ihre Wohnung, er ist nach einem Besuch einfach nicht mehr gegangen.) „Dadurch hat sie meine Umzugskartons unrechtmäßig in ihren Besitz gebracht!“ (Wie sind die überhaupt in den Keller gekommen? Sie hat ihm Fristen gesetzt, er hat sich nicht gekümmert, die Kartons liegen seit ca. fünf Jahren abholbereit beim Nachbarn im Unterstand.) „Die Dokumente sind in den Kartons!“ (Was ist so schwer daran, das mitzuteilen?! B.t.w. sind die Dokumente nicht in den Kartons, hat mal jemand festgestellt.)

Vor lauter Stress mit den Kindern vergisst mann einiges

Der Mann stöhnt, soviel habe man zu regeln mit mehreren Kindern! (Sonst hat er den Richter immer gefragt, ob er sich das überhaupt vorstellen könne, mehrere Kinder?!, diesmal hat er das irgendwie vergessen.) Schreiben sei bei so vielen Kindern viel zu aufwändig und unzuverlässig! Mails kommen nicht an (besonders, wenn sie nie geschrieben wurden), Post wird von Nachbarn geklaut oder vom Briefträger unterschlagen, passiert ständig. Viel besser und effektiver sei, zu telefonieren!

Nun stöhnt die Frau leise.

Zeugnisse, sagt der Mann, überhaupt bekomme er nie Zeugnisse von den Kindern vorgelegt. Was für ein Aufwand das sei, ständig den Schulen hinterherzutelefonieren. Alles mögliche müsse er selbst erfragen, dabei habe die Frau doch die Pflicht, ihm alles zu berichten!
Auf welche Schule die Kinder gehen, wird der Mann gefragt. Als sein Stottern kein Ende nimmt (er weiß es nicht), schnappt ihn sein Anwalt für eine Unteredung unter vier Augen.

Respektvolle Entscheidung Vollmacht

Der Richter schlägt eine Sorgevollmacht vor. Das Jugendamt hat nach Befragung der Kinder eine Übertragung der Sorge auf die Frau befürwortet und als Alternative eine Vollmacht vorgeschlagen. Dem schließt der Richter sich an.
Falls der Mann sich spontan zu keiner Aussage überwinden könne, würde der Richter die Kinder befragen und die Kinder hätten offenbar eine klare Meinung, so dass das Sorgerecht dann übertragen würde.

Die Vollmacht befugt die Frau, relevante Dinge für die Kinder künftig alleine regeln zu können. Der Mann hat weiter das Sorgerecht. Die Würde des Mannes als Elternteil bleibt gewahrt, die Frau ist zufrieden, weil sie endlich leichter handeln kann.

 

 

 

 

 

Wie der Ex für Lacher sorgt

Die Ereignisse. In leserliche Form gebracht.

Lautstarkes Interesse als reine Reaktion auf Anträge

Der Antrag ist raus auf Übertragung des Sorgerechts und der Ex entdeckt urplötzlich wieder sein Interesse an den Brillanten. (Es können Jahre vergehen, in denen kein Kontakt zustande kommt, sobald Mamamotzt den Sorgerechts-, Unterhalts- und Umgangsquark ordnen will, kommt Kai aus der Kiste und hält ein Megafon mit Max. Vol. vor die Schnute.)
Diesmal erwachte das Interesse in Form von spontanen Umgangsüberfällen, wöchentlich, damit es besser wirkt. Tatsächliches Wahrnehmen der SorgePFLICHT, inhaltliche Fragen zu den Kindern oder gar Antworten auf kinderrelevante Themen, ca. drölfzig mal vorgelegt, beantwortet er aber sicherheitshalber trotzdem nicht. Nicht, dass es ihn noch was kostet am Ende. Beteiligung, Unterhalt, Sonderausgaben. $$$

Beim Jugendamt beschwert er sich, immerhin ist die Gelegenheit günstig weil deren Ohr gerade offen ist, über die fiese Mamamotzt, die ihm nicht mal erlaubt, den Kindern Schuhe zu kaufen! „Frau Motzt, haben Sie ihm wirklich verboten, den Kindern Schuhe zu kaufen?“
„Liebes Jugendamt, haben Sie mir wirklich diese Frage gestellt?!“

Warum geht er nicht einfach beim nächsten Umgang in ein Geschäft und tut es?! Solange es keine Betongo Italiano sind, spricht doch nichts dagegen.

Bissel mehr Mühe geben

Wenn die olle Mamamotzt ihn schriftlich nicht erreicht, dann soll sie ihn doch einfach mal anrufen, weil, da reagiert er dann bestimmt und macht alles, was ihm vorgetragen wird. So ist das nämlich!
Echt, liebes Jugendamt, sagen Sie der Mutter das!
„Frau Motzt, rufen Sie Ihren Ex doch mal an, der ist da voll kooperativ!“

Es war einmal, und zwar nicht nur einmal: Mamamotzt sagte beispielsweise am Telefon zum Ex, dass Ex ihr Auto natürlich nicht haben könne für den Umgang. Und Ex antwortet, dass er das wirklich praktisch findet und das Auto auch aufgetankt zurückgeben wird. Danke für das Auto!

Telefonieren bringt irgendwie gar nichts, weil komplett aneinander vorbeigeredet wird. Die anderen Telefonierstories mit dem Ex bleiben jetzt mal unerwähnt, der Lacher wird für später aufgehoben.

Der Ex will sich auch weiterhin fleissig und gewissenhaft an allen Entscheidungen beteiligen. (Watt?!) – Kann er ja auch, soll er ja sogar, muss er doch auch. Aber warum, Himmiherrgottsakra, warum TUT er es dann einfach nicht?!
„Frau Motzt, wie oft haben Sie denn versucht, ihn zu erreichen, wenn etwas ansteht? Und haben Sie auch wirklich alle Möglichkeiten genutzt?“

Wie oft muss Mamamotzt den Ex denn bitten? Reichen 10x pro Thema, oder besser 10x per Mail, 5 Einschreiben und 15 Anrufe?!

Das ist ENTWÜRDIGEND! Der Alltagselternteil, der ohnehin total alleine ist mit allen Sorgen, wird so noch viel mehr zum Bittsteller degradiert!
Von Umgangselternteils Gnaden ist alles abhängig, und wenn der nicht will, kann der Alltagselternteil noch weiter zappeln und sich noch mehr abstrampeln. Es ist entwürdigend!  

Und wie geht´s sonst so?

„Frau Motzt, warum haben Sie den Kindern nicht von der Fernreise ihres Vaters berichtet? Ist doch klar, dass er dann den Umgang nicht wahrnehmen kann!“
Was nicht so alles zu den Aufgaben eines Alltagselternteils gehört, der das selbst erst soeben erfährt …^^
„Liebes Jugendamt, finden Sie es nicht komisch, dass der Vater für Fernreisen Geld hat, aber für die Kinder nicht? Und im Kurs für Telepathie habe ich erst nächstes Jahr einen Platz.“

Kinder ´dürfen´ Stellung beziehen

Die Brillanten mussten konkrete Stellungnahmen abgeben, obwohl sie lieber nichts sagen wollten. Aber Neutralität geht nicht, die Schweiz spielt anscheinend nicht mit …
Zumindest im hiesigen Jugendamt, aber vermutlich überall gilt, wer schweigt, schützt den Antragsteller (aka verzweifelte Mutter), und hier hat niemand geschützt zu werden. Jawollja!
„Das wird der Richter nicht durchlassen, dass du nichts sagen willst! Das ist dort eine andere Nummer, du musst dich äußern!“ Das Schweigekind freut sich jetzt schon …^^ (Hörensagen, Mamamotzt war nicht anwesend bei der Unterhaltung!)

§1 Der Vater hat immer Recht und wenn das mal nicht so ist, setzt §2 automatisch §1 in Kraft

Der arme, arme Vater, der auf seine zahlreichen, freundlichen Kontaktaufnahmen keine Erwiderung erfährt. (Er hat alles dokumentiert! Die Spannung ist groß. Das wäre nämlich das erste Mal. Kennt er wirklich einen so guten Programmierer, der ihm den Rechner dahingehend pimpt? Vermutlich wird ein Zeuge angeschleppt, der gesehen hat, dass der Vater eine Mail schrieb. Weil der Rechner nämlich gestern kaputt ging. – Und überhaupt: warum reicht beim Vater eine Mail?! Mamamotzt verlangt auch ein Dutzend Durchschläge – Emanzipation und Gleichberechtigung, you know?!)

Der arme Vater, dem der Umgang verweigert wird, der auf alle Nachfragen nichts hört, obwohl er so gerne am Leben der Kinder teilhaben möchte. Der arme Vater, dem das all das just wieder eingefallen ist, als die gerichtliche Ladung ins Haus flatterte und dessen Anwalt ihm einbläute, dass er mal ganz fix in Aktion treten müsse, sonst sei alles Essig.
Zum Glück ist das Väterrecht auf seiner Seite. Und sonst gibt es ja noch §1 und §2.

 

 

Kopf ab

Man weiß es nicht, aber in Mamamotzt gärt es heute und sie kann ihrem Ex nur wünschen, ihr nicht zu nahe zu kommen. Sonst: Kopf ab! ´Schschwör!

ANMERKUNG: dies ist ein therapeutischer Ex-Motz-Blog, hier wird es selten um etwas anderes gehen. Für den Fall, dass jemand erwartet, dass sich das Thema mal erledigt. Eher so: nö!

Während die Welt im schönsten Frühlingsbunt versinkt und die Laune nach draußen ins Freie strebt, ruft der Kontostand an den Schreibtisch und sorgt für gekräuselte Stirn.

Und dann jammern noch so ein paar Väter über #regrettingfatherhood, versäumte Chancen und eingebeulte Karriere etzeterapepe.

Ja, spinnen die?!

Es ist doch gar nicht schlimm. Mann versäumt doch gar nichts, die Kinder bleiben einem doch. Sie sind zumindest ihren kinderlichen Pflichten verpflichtet, für den Alten aufzukommen, sobald er gebrechlich wird und sich nichts mehr leisten kann. Um mehr geht es doch den meisten vermutlich gar nicht. Am Lebensende dann noch ein genuscheltes „hätte gerne mehr Zeit mit meinen Kindern verbracht“, und alle denken, Mann bereut. In Butter!

Ach, gnah, wer weiß, warum es Mamamotzt ausgerechnet heute so anficht.

Vielleicht das erneute Abtauchen vom Ex. Außer, wenn er Umgang will und aus fadenscheinigen Gründen vor der Tür steht, macht er den toten Mann. Sorry, Alter, so sieht Vaterschaft nicht aus. Das reicht einfach nicht, dreimal einmal! im Jahr. Auch, wenn er das als regelmäßiges Kümmern bezeichnet.

Vielleicht, weil es einfach Kagge ist, wenn man Monat für Monat, Jahr für Jahr, MIT dem anderen Elternteil gemeinsam was tun soll, was der aber einfach nicht macht und man Monat für Monat dumme Ausreden hört und selbst dann alles wieder rausreißen muss.

Vielleicht, weil wieder Monatsende ist und die Honorare nicht so sprudeln, wie erhofft. (Änderung kommt aber jetzt ziemlich sicher, fester Teilzeit-Job in Aussicht.)

Vielleicht, weil demnächst wichtige Termine anstehen, deren genaue Terminierung im Raum schwebt, aber noch nicht gänzlich fix ist. Immer, wenn das väterfreundliche Jugendamt mit Drohungen auf Mamamotzts Anliegen bezüglich des Kindeswohls reagiert, ist das eher so … mittel.

Und vielleicht auch, weil es einfach nervt, dass man wieder eine ganze Ferieneinheit alleine verplanen musste und rumkriegen musste, während sich Papa-allmighty vermeintlich in Selbstmitleid suhlt und sich sohohohooo verlassen und vernachlässigt vorkommt. (Woher soll man genaueres wissen, auf die letzten ca. 20 Mails reagierte er ja nicht. Beim JA heult er sich aber wohl ab und an aus.)

Der Freund als Familienretter

Fetten Dank an dieser Stelle an den Freund, der Mamamotzt zeigt, wie lässig das Elterndasein sein kann, wenn ein zweiter Mensch auch nur ein klitzekleinwenig Verantwortung übernimmt. Ehrlich gesagt merkt man dann erst, wie wahnsinnig man sich alleine überschlägt, um den Kindern nichts zu nehmen. Um sie nicht total hinten an stehen zu lassen, weil sie gar nichts dafür können.

Einfach mal entspannt Abendessen machen, weil niemand noch irgendwo rumgefahren werden muss: ein Traum! Bisher unbekannt, ehrlich! Leider.

In Zukunft soll es hier auch mehr um die positiven Aspekte gehen, aber gefühlt muss mit dem Ex da noch eine Kleinigkeit (Sorgerecht) geregelt werden, damit das losgehen kann. Und dann wird es auch endlich zuversichtlicher hier.

Hope so!