Gedanken: BGH zum Wechselmodell

Der Bundesgerichtshof stärkt das Wechselmodell (WM). (Bitte selbst googeln, den Text der Süddeutschen Zeitung zum Thema ist hier verlinkt.)

Unter dieser Voraussetzung hätte es damals für die Brillanten ziemlich sicher so ausgesehen:

Trennungsgespräche wegen absoluter Uneinigkeit beider Eltern mit Hilfe der Berater vom Jugendamt. Dort wird ja immer nur beraten, ein Jugendamt kann ja per se nichts anordnen, lediglich vorschlagen!
Der arme Ex, der bereits ausgezogen ist und tatsächlich versucht, sich als Alleinerziehender darzustellen, um von Finanzboni an jedweder möglichen Stelle zu profitieren, klagt das (war so) auch dem Jugendamt.

Mamamotzt als Stärkere („Die Kinder leben bei Ihnen, damit sind Sie in der stärkeren Position, Frau Motzt!“) soll wider die Vernunft „dem armen Vater gegenüber“ nachgeben. Die Brillanten eine Woche bei ihr, eine Woche beim Ex.

Das erste, was Ex einfiel, tatsächlich und in jeder Unterhaltung: ab wann er nicht unterhaltspflichtig wäre und wann er von Mamamotzt Unterhalt bekäme.

In seinen Augen lebte er sogar das WM, versuchte teils sogar darzustellen, er betreue die Kinder wesentlich mehr als sie. Damals belief sich das auf maximal 10 Tage von 365 pro Jahr, und schon damals fand er Stellen, die ihm das eine Zeit lang glaubten und Mamamotzt kritisch anfragten.

Entfernung gering, aber …

Wenn auch damals schon galt, dass die Vergangenheit nicht zählt und nur nach vorne geschaut wird („Herr Ex verspricht hier und heute, dass das klappt! Das glauben wir ihm jetzt alle. Punkt!“), dürfte das bei Verhandlungen ums WM umso stärker ins Gewicht fallen.

Ex würde also versprechen, auch in seiner Woche die Kinder in die Schule zu schicken. Per Luftlinie ist nicht weit, 25 Kilometer vielleicht, aber es gibt einen Wechsel von Großstadt zu ländlicher Pampa. Keine gute Verkehsanbindung. Fahren konnte er sie damals nicht, kein Auto. Versprochen hätte er es aber. Genauso, wie er tägliche Hausaufgabenhilfe versprach (nicht einmal!), Organisation sämtlicher Hobbies (kennt er bis heute nicht) und Hilfe bei unbedingtem Unterstützungsbedarf (de facto gab er aus diversen Gründen nicht mal sein Einverständnis).

Was wäre dann? Der andere, der verantwortliche Elternteil, holt die Kohlen aus dem Feuer.

Zum Wohl der Kinder einig werden

Irgendwo müssen die Brillanten von Mamamotzt und überhaupt alle kleinen Brillanten dieser Welt ihre Ärzte und Vereine haben, ihre Freunde könnten auch an zwei Orten leben (doppelt so viele), die Schule, die Kirchengemeinde, whatsoever.

Ärzte stehen hier mal ganz oben, denn es ist ein Sechser im Lotto, wenn der Kieferorthopäde wie aktuell mal alle drei Kinder auf einen Termin legen kann und damit zwei weitere Nachmittage (oder gar Vormittage) entstresst.

Wer würde das Wohl der Kinder tatsächlich beim WM an höchste Stelle stellen? Über sein eigenes? Wer würde sie zu ihren Terminen begleiten?

Eltern müssten an einem Ort wohnen bleiben, optimalerweise in einem Viertel einer größeren Stadt. Sonst werden Schulbesuch und Arzttermine (3 Kinder: alleine 6x pro Jahr Zahnarztprophylaxe, auf dem Land jedes Mal ein Autotermin!) zum logistischen Dauerproblem. Termine nur in den Wochen eines Elternteils? Utopisch und ungerecht.

Was wäre dann? Der andere, der verantwortliche Elternteil, holt die Kohlen aus dem Feuer.

Das liebe Geld

Was wird aus den Kindern bei Ex, der jetzt schon kein Geld und keinen Unterhalt zahlt, obwohl er angeblich sehr viel arbeitet, wenn er dann weniger arbeiten kann, weil er wochenweise die Kinder betreuen muss? Ex wird natürlich Aufstocken via Amt, das ist sein Stil. Hat Mamamotzt auf der anderen Seite dann automatisch genug Finanzmittel, weil die Kinder ja immer eine Woche nicht da sind?

Es sind einfach höhere Gesamtkosten, denn beide Eltern brauchen wirklich eine lebenswert eingerichtete Wohnstatt, nicht nur ein schönes, aber flexibel nutzbares Gästezimmer für die Kinder.

Mamamotzt geht es übrigens nicht um Unterhalt, weshalb sie aus eigener Erfahrung das WM nicht präferieren würde. Sie hat nie welchen bekommen. Sorry, das Totschlagargument greift nicht.

Verantwortung

Wer zeichnet Zeugnisse und Tadel ab, nimmt Kenntnis vom Elternaben und besucht ihn auch? Wer kümmert sich um das ganze soziale Zeugs wie Geburtstage, eigene und die fremder Kinder, und wer hat die Größe, nicht mindestens 5x pro eigener Kinderwoche zu fluchen, dass irgendwas total in die Binsen gegangen ist, weil der/die Ex das verkackt hat?

Und das ist dann nicht so kindeswohlorientiert. Oder?

Aber ausprobieren muss man es erstmal

Wechselmodell. Damit beide Eltern ihr Recht auf Zeit mit den Kindern bekommen. Hm. Ehrlich gesagt waren schon die ganzen Versuche, regulären Umgang zu etablieren, damit der Ex zu seinem geforderten Recht kommt, welches er dann nicht wahrnahm und die Kinder damit in tiefe, emotionale Täler stieß, nachhaltig kräftezehrend. Für den kompromiss-eingehenden Teil der Trennungsfamilie.

Aber um der Gerechtigkeit Willen für beide Eltern und weil Kinder sich natürlich nach ihren beiden Eltern sehnen, wurden diverse Versuche gestartet und das Jugendamt wurde auch nicht müde, Chance um Chance für den Ex zu fordern.

Es dauerte allein beim Umgangsthema ca. fünf Jahre, bis die Gängelei der Kinder, dass sie müssen, was der Ex will, zum Ende kam. Und dieser Ex kämpft überhaupt nicht mit harten Bandagen, sondern maximal mit zitternder Stimme und Tränchen.

Es wäre in Fällen wie diesem völlig inpraktikabel und absolut schädlich, „erstmal“ das WM anzuordnen, um nach Eskalationen um Zahnspangen und Nachhilfe, unbezahlte Rechnungen, entweder Verwahrlosung oder Wohlstandszumüllung der Trennungskinder festzustellen, dass es in diesem Fall offenbar nicht möglich war, „beiden Eltern gerechte Zeit mit den Kindern zu ermöglichen“.

Wie groß und irreparabel muss der Schaden dabei wohl werden, um das im Falle eines Falles feststellen zu lassen? Ein Elternteil, der unwillige nämlich, ist ja ohnehin als Buhmann ins WM gestartet, weil es gegen seinen Willen war.

Werden seine Wünsche, Warnungen und Befürchtungen überhaupt ernst genommen, die des ewigen Verhinderers?

Ganz enge Parameter stecken

Die Parameter, wann überhaupt ein WM nur möglich ist, müssten extrem klar definiert werden:

– was ist zum Wohl des Kindes
– räumliche Nähe
– Finanzierung
– Aufteilung der Verantwortung
– Konsequenzen bei Nichtgelingen
– und viele, viele mehr

Leider fehlt gerade die Zeit, aber das Thema brennt.
Schön, dass sich insgesamt was tut an vielen Fronten im deutschen Familienrecht. Schade, dass es nicht immer praxisorientiert ist.

Heldenbesuch

Der Ex kam „zufällig“ vorbei. Er wollte sein Gerümpel abholen, welches er vor acht Jahren heimlich in Mamamotzts Keller geschmuggelt hatte.

Vor Jahren schon packte Mamamotzt das Zeug aber in einen Schuppen, wo es seitdem vor sich hingammelt.

Das wusste Ex. Aber leider hatte er es, die Nähe ihres Hauses erreichend, spontan vergessen. Also klingelte er einfach mal bei Mamamotzt, um spontan die Kinder zu sehen.
Weil, Umgangspläne sind scheiße, spontan nach seinem Willen ist gut und richtig.
Und sehen reicht auch. Kostet nämlich gar nichts. Nicht mal ne Pommes.

Dann verlangte er, dass die Kinder ihm helfen sollten. Das Jüngste war noch hoffnungsvoll genug und sprang.

Vom vergammelten Zeug nahm Ex einen Teil mit, drückte dem Kind einen Zehner in die Hand und verschwand.

Ex ist auch stolz, übrigens, dass ein Kind mit besonderen Leistungen öffentlich erwähnt wurde. SEIN Kind! Leute, kommt und seht alle, wie erfolgreich SEIN Kind ist! Das Kind ist so toll, weil er so ein super Vater ist. Sieht man ja am Erfolg. (Zu dem von ihm kein Schnürsenkel am Turnschuh oder ein erfrischendes Glas Wasser finanziert wurde, noch eine einzige Trainingsfahrt übernommen wurde. Die meisten Menschen würden sich schämen, statt stolz damit zu wedeln.)

Den großen Kindern dämmert bei jedem Kontakt mit dem Typ mehr und mehr, wie dreist und doof sein Verhalten ist.

Eine Viertelstunde heititei, und schon ist Papa the big spender, während Mamamotzt Jahr ein, Jahr aus im burnout-Modus durchs Leben kriecht. Dank seinen Knüppeln zwischen den Beinen wie Unterhaltsverweigerung oder Umgangsboykott mit gleichzeitigem Kinderentzugs-Geheule.
Die Großen sehen den Zusammenhang.

Mamamotzt sollte sich vielleicht nicht drüber ärgern. Aber komischerweise ist es immer noch ein ohnmächtiges Gefühl, allein gelassen mit der Verantwortung und abhängig von seinem finanziellen Wohlwollen (vergleiche dazu den Blogbeitrag von PhoenixFrauen über finanzielle Gewalt in und nach der Partnerschaft) zu sein. Und es ist ok., so zu fühlen. Solange sie das braucht.

Reinhauen

Man möchte solchen Vätern am liebsten mal den ganzen Frust, den Ärger und die Wut, die sie verursachen mit einem fetten Fausthieb zur Kenntnis geben. Oh ja!

Weil … man solchen Vätern noch nicht mal die Meinung sagen darf. Dann rennen diese Väter sofort zum Jugendamt oder gleich zum Gericht und jammern und es wird ihnen zu oft geglaubt.

Wehe, man (Mutter!) lässt sich gehen und kritisiert den holden Erzeuger. Egal, wie konstruktiv, egal wie berechtigt.

DAS GEHT NATÜRLICH NICHT!

Nur Lobhudeleien sind erlaubt: 

Prima, dass du in den letzten acht Jahren einmal 10 € Unterhalt gezahlt hast!

Die Kinder freuen sich total, dass sie einmal von 12 mal zum Umgang abgeholt wurden und dann ohne dich eine alte Tante in einer dunklen Stube kennenlernen durften.  

Es macht auch gar nichts, dass dich nicht interessiert, wie die Kinder sich schulisch entwickeln. Du bekommst natürlich die Zeugnisse, auch wenn du dir nicht mal anguckst, auf welche Schule sie überhaupt gehen. (Steht übrigens immer im Zeugniskopf …!)

Super, dass du das Kind im Fußballverein anmelden wolltest, weil das dein Hobby ist. Es spielt inzwischen und sämtliche Kosten und Gebühren trage ich alleine. Vielleicht möchtest du es ja wenigstens ein einziges mal zu einem Spiel fahren und an einem eisigen Wintersonntagmorgen anfeuern? 

Wie schön, dass du dich etwa ein, zwei mal pro Jahr meldest und sofort die Kinder zu Besuch haben willst. Natürlich ist das dein Recht. Da haben die Kinder natürlich nichts gegen einzuwenden und sagen gerne Partys, Punktspiele und Konfafreizeiten ab.

Die Kinder freuen sich immer, wenn du sie haben willst (sic). Immerhin bist du ihr Erzeuger und sie sind dumme kleine Kackbratzen, denen es am Arsch vorbeigeht, ob du AN IHNEN INTERESSE hast oder nur an deiner glanzvollen Vaterrolle für die Länge eines Spaziergangs durch die Weihnachtsstadt. 

Im Hinblick auf die Verantwortung ihren Kindern gegenüber sind Ex-Schatzis ganz große Ärsche. Unter der Sonne.

Nie und nimmer wird jemals ein Wort geschrieben werden, welches auch nur einen Hauch Anlass zur Beschwerde über die Mutter geben könnte.

Pöbelt ruhig weiter gegen die Mutter, unterstellt ihr Umgangsverweigerung und Raffgier etc. Droht ihr. Beschimpft sie.

DAS KOMMT ALLES ZURÜCK.

KARMA.

(Nachtrag: Es geht um die Kinder, um die Kinder, um die Kinder. Und nicht darum, wer wem was wegnimmt mimimi. Böse Mama, böser Papa.)