Johannes Korten rüttelt auf

Das haut um. Hannes (mir nur als Johannes Korten, @jkorten und @glsbank inklusive Themen und Auftritte bekannt, aber nicht persönlich) hat es nicht mehr ausgehalten.

Er schrieb einen Abschiedspost, der manchmal nicht aufzurufen ist. Vielleicht überlastet, vielleicht gelenkt. Unwichtig.

Der Twitterlink:

 

Für mich war Hannes die Verbindung von sinnvoll (GLS Bank) und modern (Social Media). Super aktiv, Familienmensch, moderner Arbeiter.

Er hat es nicht ausgehalten.

Seinen Text las ich in der Früh, auf dem Weg zur Arbeit. Jedes Wort war mir mehr als 100 Prozent vertraut. Ich hatte das Gefühl, er wäre in meinem Kopf gewesen und hätte meine Gedanken niedergeschrieben. ABER: ich bin nicht am Ende, weil ich nicht aufgebe, solange ich verantwortlich für die Kinder bin.

Hannes musste das am Ende. Seine Verzweiflung muss enorm gewesen sein. Sonst hätte er das nicht gemacht.

Was machen andere, die solche Gedanken haben?

Seit Jahren habe ich Depressionen, ich weiß schon viel drüber, viel über mich und unser trautes Zusammenleben, ich habe einiges versucht, nichts hat geholfen. Weil …
…. keine Ahnung.

Auf die Frage von @tollabea (Bea Beste)

 

antworte ich hier. Denn Bea hat mir schon vor zwei Jahren sehr geholfen, via Twitter. Auch damals hing ich einem tiefen Loch. Sie malte Sonnenbilder für mich. Vergesse ich nie! :- )))
Die große Unternehmerin, die mich gar nicht kennt, nimmt mich wahr.
Das hat mir extrem gut getan, ich fühlte mich als Mensch gewertschätzt. (Nicht als Mutter, nicht als Tochter, nicht als Arbeitnehmerin, die müssen nämlich immer alles ihren Rollen entsprechend erfüllen.)

Mein Leben beenden werde ich nicht. Weil ich Kinder habe.
Was sonst wäre, kann ich nicht sagen.
Es gibt viel mehr Tage, an denen ich lieber nicht mehr da wäre, als ich da bin. Das Leben ist zäh, grau, freudlos, eine wahnsinnige Kraft- und Willensanstrengung.

Ich weiß, dass es bei mir eine Mischung aus Überlastungsdepression (alleinerziehend, drei Kinder, kein Unterhalt und kein Umgang, seit Jahren massive Existenzsorgen, dazu Pflege schwerstkranker und problematischer Angehöriger) und weiblichen Zyklusproblemen ist. Die Zyklusprobleme alleine sind schon furchtbar, und es ist auch schlimm, dass ich gerade mal die Hälfte meines Lebens brauchte, um den Zusammenhang zu erkennen.

Hätte ich keine Kinder, wäre ich schon so manchen Tag nicht mehr aufgestanden, und auch einen nächsten nicht, und gar nicht mehr. Einfach liegenbleiben.
Alles fühlt sich nur unsinnig, unwichtig, leer, belanglos an. Ob man selbst noch aufsteht oder nicht, es ändert doch nichts.

Bislang schlimmstes

Das schlimmste, was ich bisher in schlechten Phasen tat, ist mich kürzlich in einer Kurzschlussreaktion vom #Freund zu trennen. Ich sah kein Licht mehr, habe keine Lösungsstrategien, bin leer. Zurück blieb ein verstörter, völlig verletzter und überraschter Mensch. Es tut mir unvorstellbar Leid!
Anders konnte ich aber nicht.

Es ist für uns ohnehin der allerletzte, einzige Weg, den wir sehen, wenn wir dummes Zeug machen. Alles andere haben die meisten von uns (resümiere ich jetzt mal aus Hannes Worten, angelesenem und persönlichen Erfahrungen) doch längst ausgehalten. Ausprobiert. Verdrängt.
Wenn wir vermeintlich irrational werden, so ist das, was wir tun, die uns einzig möglich erscheinende  Lösung, weil alles andere noch schlimmer wäre, andere schlimmer träfe als uns (das wollen wir auf keinen Fall!), noch mehr Chaos produzieren würde.
Wir glauben, dass mit unserer Lösung alle anderen einen glatten Übergang haben, weitermachen können, wie und was sie immer gemacht haben, wir sie in Frieden lassen. Ihnen ihr Leben lassen.

Das zweitschlimmste, was ich regelmäßig tat/tue: ich habe gute Aufträge abgesagt, immer wieder, Versagensangst, obwohl das Wohl meiner Kinder direkt von meinem wirtschaftlichen Erfolg abhängt. Das hat blöderweise die Existenzangst nicht besser gemacht, keineswegs. Das Geld fehlt direkt.

Aufstehen werde ich jeden Tag immer wieder, weil die Kinder mich brauchen. Auch, wenn es mir leid tut, was für eine Mutter sie haben. Voller Sorgen, Angst, kalt, abgewandt, in sich gekehrt. Meistens.

Meistens

Meistens ziehe ich mich in schweren Phasen einfach zurück, weil ich sehr ruhebedürftig bin. Mag niemanden sehen (außer den Kindern, zwangsweise und natürlicherweise) und setze alle Kraft ins Funktionieren.

Zum Glück habe ich jetzt einen TZ-Job, der die wichtigsten Fixkosten deckt. Das nimmt extrem viel Last.

In schweren Phasen will ich nicht vor anderen in Tränen ausbrechen, weil ich mich für den minderbemittelsten aller homo sapiens halte. Für lebensunfähig und vieles mehr. Alleine sein. Das reicht. Aber das möchte ich auch respektiert wissen. MIR langt das, anderen vielleicht nicht.
In schlimmen Phasen weiß ich nicht mehr, wie man eine Tür aufschließt, wie ich heiße, was man nach dem Aufstehen als erstes macht und vieles mehr.

Die ganze Kraft ins Funktionieren, damit nicht auffällt, wie schlecht es ist.

Diesmal esse ich übrigens. Einmal ließ ich das, weil es nicht schmeckte, ich es vergass oder für nicht wichtig hielt.
Chips und Wein retten die Kilos. Und Eis.

Ich will in schlechten Phasen auch nicht zum Arzt, der mir eventuell Antidepressiva verschreibt, die überhaupt nicht anschlagen. Der mir ankündigt, dass ich ohne Psychotherapie gar keine Tabletten bekäme. Der mich auf jahrelange Wartelisten setzt. Der mir: nicht helfen kann.

Ich will in schlechten Phasen auch nicht zu Psychiatern, die mir sagen, dass ich mein Leben ändern muss, damit sich mein Zustand bessert. Denn ich weiß ja, dass die Umstände bescheiden sind. Aber ich sehe keinen Ansatz, etwas zu ändern, ohne andere vor den Kopf zu stoßen, nur damit es mir vielleicht „besser“ geht.
(Das ist übrigens ein großer Teil unseres Problems, „die anderen zuerst“.)

Mein Leben kann ich derzeit nicht ändern, ohne dass ich komplett zerbreche! Ich kann weder Geld/Unterhalt herbeizaubern, noch die Kinder wegzaubern, auch einen alten, kranken Menschen kann ich nicht im Stich lassen und verhalte er sich mir gegenüber noch so fies, meiner Seele würde das „im Stich lassen“ viel mehr schaden, als es die täglichen Auseinandersetzungen und der  Stress tut.

Ich hätte auch sehr gerne weiter geliebt, aber die Kraft fehlt, mich in ein weiteres Herz zu fühlen und mit ihm mitzuschwingen.

Mein Emotionshaushalt ist aus dem Lot. Mehr geben, als zurück kommt. Seit vielen Jahren.
Ein Trostbier, ein Trostbuch, eine Trostschokolade helfen schon lange nicht mehr.

Unsinnige Tätigkeiten verrichten, was leider oft passiert, frustriert sehr. Vorwärts möchte ich. Nicht auf der Stelle treten und dabei das Schlammloch unter den Füßen immer tiefer treten, zu einem Morast machen, in dem man schließlich versinkt.

Wünsche

Meine Ruhe will ich. Schlafen. Tagelang am Stück, denn ich bin müde. Bleischwer müde vom Nichtstun.

Sonst nichts.

Man nennt es wohl Depression. Traurig bin ich nicht. Zumindest eher selten.
Leer. Stumpf. Hohl. Neblig.
Traurig bin ich nur ganz selten, wenn ich mal wieder um ein Leben bange und Angst vor dem „danach“ habe.

Es wäre schön, wenn ich einfach so leben dürfte. Mir reicht das ja, ich finde es eine akzeptable Lebensform.

Aber mit Kindern ist es nicht so schön.

Und ich weiß, dass ich auch mal ein übermäßig bescheuert-lustiger Mensch war. Voller Flausen, kreativ, sinnesfroh und vieles mehr. Ich brauche das gar nicht zurück, aber für die Kinder würde ich es mir wünschen.

Fand ich vorher schon meine „Probleme“ ziemlich belanglos, so sind sie es jetzt noch umso mehr, mit den vielen Flüchtlingen aus kaputten Familien in zerbombten Häusern. Wenn jemand wirklich hilfsbedürftig ist, dann sie.
Und schon gehe ich wieder nicht zum Arzt etc.
(Eine Aversion gegen Ärzte und Medikamente habe ich leider auch erworben, eine Folge der Pflege. Keine schlechten Erfahrungen, aber einfach viel zu viel davon.)

Schalter umlegen

Manchmal stehe ich auf und es ist ein überraschend anstrengender Tag. Das Bett würde ich, wenn ich es schon verlassen muss, am liebsten mittags schon wieder beziehen, ab 17 Uhr gibt es keine Alternative mehr.

Und an manchen von diesen Tagen legt sich ohne Wollen ein innerer Schalter um und ich frage mich, was gerade noch so schwer war!
Von der Wirkung vergleichbar mit Kaffee am Morgen: auf einmal geht´s, auf einmal geht das Leben wieder.

Das sind interessante Momente, die aber auch zweifeln lassen. Wie kann das sein?! Vormittags kraftlos und leer, alles scheißegal, und nachmittags voller Tatendrang und Lebensfreude?

Was mich Hannes gelehrt hat

Über seinen Gesundheitszustand kann ich mir nur einiges zusammenreimen. Aber entweder war da etwas stärker als er oder er hat etwas unterschätzt oder man hat es nicht so im Griff, wie wir denken. Ich zumindest denke, ich weiß, wie es um mich steht und dass es nicht rosig ist, aber dass auch keine Leben in Gefahr sind.

Als vergleichbar bewussten und bemühten Menschen nehme ich Hannes Abschied ernst. Sehr ernst! Ich gestehe, dass ist das allererste mal!

Bislang durfte meinetwegen jeder machen, was er wollte, solange er anderen nicht schadete. Kiffen, sich von Brücken in den Tod stürzen, nerven, ruhig sein, was auch immer.
Nur kurz hielt ich inne und machte weiter. Alltag.

In Hannes erkenne ich einen Bruder im Geiste, und das berührt mich.
Endlich.
Möchte ich wohl sagen.

Ich möchte nicht irgendwann keinen Ausweg mehr sehen, ich möchte nicht so verzweifeln wie er, ich möchte niemals meine Brillanten aus eigenem Willen alleine lassen.

Ich werde den Termin beim Arzt wahrnehmen und nicht wieder absagen. Wie schon so oft zuvor.

Und ich hoffe, dass die Erleichterung durch das Schreiben nicht gleich zu leichtsinnig werden lässt.

 

Geschrieben in der ich-Form, weil es so wichtig ist.

Kopf ab

Man weiß es nicht, aber in Mamamotzt gärt es heute und sie kann ihrem Ex nur wünschen, ihr nicht zu nahe zu kommen. Sonst: Kopf ab! ´Schschwör!

ANMERKUNG: dies ist ein therapeutischer Ex-Motz-Blog, hier wird es selten um etwas anderes gehen. Für den Fall, dass jemand erwartet, dass sich das Thema mal erledigt. Eher so: nö!

Während die Welt im schönsten Frühlingsbunt versinkt und die Laune nach draußen ins Freie strebt, ruft der Kontostand an den Schreibtisch und sorgt für gekräuselte Stirn.

Und dann jammern noch so ein paar Väter über #regrettingfatherhood, versäumte Chancen und eingebeulte Karriere etzeterapepe.

Ja, spinnen die?!

Es ist doch gar nicht schlimm. Mann versäumt doch gar nichts, die Kinder bleiben einem doch. Sie sind zumindest ihren kinderlichen Pflichten verpflichtet, für den Alten aufzukommen, sobald er gebrechlich wird und sich nichts mehr leisten kann. Um mehr geht es doch den meisten vermutlich gar nicht. Am Lebensende dann noch ein genuscheltes „hätte gerne mehr Zeit mit meinen Kindern verbracht“, und alle denken, Mann bereut. In Butter!

Ach, gnah, wer weiß, warum es Mamamotzt ausgerechnet heute so anficht.

Vielleicht das erneute Abtauchen vom Ex. Außer, wenn er Umgang will und aus fadenscheinigen Gründen vor der Tür steht, macht er den toten Mann. Sorry, Alter, so sieht Vaterschaft nicht aus. Das reicht einfach nicht, dreimal einmal! im Jahr. Auch, wenn er das als regelmäßiges Kümmern bezeichnet.

Vielleicht, weil es einfach Kagge ist, wenn man Monat für Monat, Jahr für Jahr, MIT dem anderen Elternteil gemeinsam was tun soll, was der aber einfach nicht macht und man Monat für Monat dumme Ausreden hört und selbst dann alles wieder rausreißen muss.

Vielleicht, weil wieder Monatsende ist und die Honorare nicht so sprudeln, wie erhofft. (Änderung kommt aber jetzt ziemlich sicher, fester Teilzeit-Job in Aussicht.)

Vielleicht, weil demnächst wichtige Termine anstehen, deren genaue Terminierung im Raum schwebt, aber noch nicht gänzlich fix ist. Immer, wenn das väterfreundliche Jugendamt mit Drohungen auf Mamamotzts Anliegen bezüglich des Kindeswohls reagiert, ist das eher so … mittel.

Und vielleicht auch, weil es einfach nervt, dass man wieder eine ganze Ferieneinheit alleine verplanen musste und rumkriegen musste, während sich Papa-allmighty vermeintlich in Selbstmitleid suhlt und sich sohohohooo verlassen und vernachlässigt vorkommt. (Woher soll man genaueres wissen, auf die letzten ca. 20 Mails reagierte er ja nicht. Beim JA heult er sich aber wohl ab und an aus.)

Der Freund als Familienretter

Fetten Dank an dieser Stelle an den Freund, der Mamamotzt zeigt, wie lässig das Elterndasein sein kann, wenn ein zweiter Mensch auch nur ein klitzekleinwenig Verantwortung übernimmt. Ehrlich gesagt merkt man dann erst, wie wahnsinnig man sich alleine überschlägt, um den Kindern nichts zu nehmen. Um sie nicht total hinten an stehen zu lassen, weil sie gar nichts dafür können.

Einfach mal entspannt Abendessen machen, weil niemand noch irgendwo rumgefahren werden muss: ein Traum! Bisher unbekannt, ehrlich! Leider.

In Zukunft soll es hier auch mehr um die positiven Aspekte gehen, aber gefühlt muss mit dem Ex da noch eine Kleinigkeit (Sorgerecht) geregelt werden, damit das losgehen kann. Und dann wird es auch endlich zuversichtlicher hier.

Hope so!

Nervt!

Es macht keinen Spaß mehr! Wobei, es hat noch nie Spaß gemacht.

Es macht müde und mürbe.

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Alles, was mit dem Ex zu tun hat, ist nervig. Alles, was mit Ex zu tun hat, zieht sich wie Kaugummi und strapaziert die Geduld über die Maße. Alles, was mit Ex zu tun hat, funktioniert ganz sicher nicht so, wie es sollte.

Für den Blog kann Mamamotzt nichts neues berichten. Immer nur Unterhaltsverweigerung mit Hilfe der Beistandschaft. Anders kann man das inzwischen nicht mehr nennen, sowie „lustiges“ Umgangsgehoppse von Ex. (Komm ich heut nicht, komm ich morgen oder wann anders. Und die doofe Mamamotzt ist auf jeden Fall Schuld dran! Gähn.)

Aber das ist ja sein Recht. Also benimmt er sich weiterhin so. Vielleicht kommt ja irgendwann ein Kind mit. Wenn er nur genug Getöse im Treppenhaus macht. – Was ja bei den letzten Malen nicht funktioniert hat, aber er ist halt auch nicht gerade DER Mr. Lernfähig.^^

Es macht müde und mürbe.
Aber das steht ja schon oben.

In diesem Sinn, seid gegrüßt!