Stinkig

Einer der Brillanten hatte Geburtstag. Eine besondere Geburtstagsfeier war angesetzt, weil Mamamotzt nicht wie in über 30 Geburtstagen zuvor das gleiche Programm bieten wollte und konnte. Stattdessen wurde mit der Familie auf einem Nachbargrundstück eine großartige Großfamilienfeier gefeiert. Irgendwann mal gab es einen gerichtlichen Vergleich, dass sich der Ex zu Kindergeburtstagen pünktlich eine halbe Stunde nach Feierende einfinden solle, um noch eine Stunde Zeit mit dem jeweiligen Jubilar zu verbringen, bevor dieser ins Bett müsse. Beenden Sie mal einen Kindergeburtstag pünktlich um xx Uhr. Damit Sie schnell aufräumen können und alsdann das aufgedrehte Ehrenkind wieder einen freien Kopf für seinen Umgangselternteil haben möge. (Welcher Umgang? – Ach, anderes Thema.) Soweit die Theorie. Klappte einmal. Ex kam überpünktlich 30 Minuten (und platzte mal wieder aufmerksamkeitsheischend herein) zu früh zur Feier. Während der 60 Minuten Aufenthalt, in denen er selbstverständlich bewirtet wurde, führte er mindestens fünf Telefonate und erzählte jeweils laut und fröhlich, dass er soeben eine tolle Geburtstagsparty mit einem Brillanten feiere. Besagter Brillant spielte indessen alleine mit seinen Geschenken. Als der Ex satt war, verließ er die tolle Party. Zu den folgenden Geburtstagen kam er nicht mehr. Er hätte verstanden, die Kinder seien in Urlaub und nicht zu Hause. (Nein, eher nicht, so mitten im Schuljahr. Doch woher soll er das als treusorgender Vater wissen u.s.w. … ^^)

Verschollen seit Herbst

Nun ist der Ex seit Herbst 2014 verschollen. Es gibt Gerüchte, aber er selbst rückt keine Information raus. Der Zwangsvollstrecker versucht, seiner habhaft zu werden. Bislang erfolglos. Ihm droht Beugehaft, weil er sich nicht meldet (Unterhalt). Das Unterschriftendrama wegen der Therapie noch im Kopf, die letzten, tonlos vergangenen Geburtstage und Weihachten, Neujahr und Ostern ohne einen Piep seinerseits im Gedächtnis kam wieder ein Geburtstag. Und mit ihm ein schlechtes Gefühl in Mamamotzts Magengegend. Würde Ex nochmal auftauchen? Ist sie paranoid, wenn sie ständig an sein Auftauchen denkt, er aber längst das Interesse an den Brillanten verloren hat? Es war doch defintiv lange Kontaktpause, würden andere Menschen sagen. Aber Ex ist nicht berechenbar. Gar nicht. Und lang ist bei ihm gar nichts. Was ist schon ein Dreivierteljahr?!

Familienfeier mit Torte und Wasserspaß

Bei formidablem Juliwetter, mit leckerer Torte und Kaffee, vielen raren Verwandten und einem Ausflug ins Schwimmbad verlief die Feier bestens. Abends eilte Mamamotzt heimwärts, um Abendspeise von zu Hause an den Feierort auf dem Nachbargrundstück zu holen. Da sieht sie vor dem Haus einen Mann auf und ab laufen. Sie dreht erschrocken um. Der Ex?!? Und um diese Zeit?!? Eine völlig willkürliche Zeit, nicht die im gerichtlichen Beschluss festgehaltene zumindest. Aber er war doch schon so lange nicht da?! Hat sich nie gemeldet. Kommt er wirklich ausgerechnet an diesem Tag??? Mamamotzt bespricht sich kurz mit der Familie und befindet, dass sie nicht kneifen wird, sondern ihm Paroli bieten wird. Wieder Richtung Haus und Abendspeise. Die Gäste haben schließlich Hunger! Kein Ex vor dem Haus, puh! Dafür: die Wohnungstür verrammelt wie Fort Knox. Achja, ein Brillant war nicht mit beim Schwimmen, wollte noch lernen und ist evtl. noch kurz was besorgen gegangen. Erstaunlich gut abgeschlossen, die Wohnung. Wie selten! In der Wohnung dann: heftiges Schluchzen! Der heimatliche Brillant hatte sich erschrocken, als es klingelte, sich der Ex am Türsummer meldete und vorgab, das Geburtstagskind zu sein. (!) Daraufhin verrammelte der Brillant vorsichtshalber die Wohnung und schickte angstvolle SOS-SMS an Klassenkameraden. Mamamotzt hatte leider wegen Schwimmbad kein Handy dabei …

Geburtstagsbrilli bricht zusammen

Mamamotzt beruhigte das heulende Kind einigermaßen („So Scheiße, wenn man Angst vorm eigenen Vater haben muss!“), kehrte mit Abendspeise zu den halbverhungerten Gästen zurück und musste auch dem Geburtstagsbrillant reportieren. Woraufhin dieser zusammenbrach. Die Sehnsucht der Brillanten nach dem Ex ist natürlich, also: es liegt einfach in der Natur des Menschen, enorm. Das Verständnis, dass es so nicht geht, ist aber auch da. Und die verpasste Chance brennt wie Feuer. Obwohl es genauso brennt, dass die Geschwister von diesem tollen Papa, der extra zum Geburtstag kommt, mit keinem Ton, wirklich keinem!, bedacht werden. Ein Trauerspiel. Der Feiertagsbrilli ließ sich letztlich beruhigen, krümmte sich wie sich ein Riesenaffenbaby auf Mamamotzts Schoß und musste viele liebe, positive Worte empfangen und konnte den Tag noch zufrieden beenden. Auch der erschrockene Brillant konnte sich nach einer Packung, oder eher zwei, Tatüs wieder einkriegen und lenkte sich mit intensiver Beschäftigung mit minikleinen Nachwuchsbrillanten ab.

Was bleibt

Was bleibt, ist das schale Gefühl, dass der Ex unberechenbar ist. Man kann nie davon ausgehen, dass er wirklich abtaucht. Irgendwann kommt er wieder und bringt in seiner Plumpheit und mit seinem gottgleichen Selbstverständnis die Familie durcheinander. Was er auch schafft, wenn er nicht tut, was von ihm erwartet wird, weil es wirklich supersimpel ist, siehe Unterschrift.

2 Gedanken zu „Stinkig“

  1. So bitter. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich im Falle einer Trennung meiner Frau das Schwarze unter den Fingernägeln nicht mehr gönnen würde, aber ich hoffe, dass ich mich meinen Kindern gegenüber nie so verhalten würde

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