Solange Frau sich auf den Partner konzentriert, läuft alles wunderbar. Mit einem Kind in der Beziehung mutiert der Partner dann aber selbst wieder zum Kind und buhlt mit einem Neugeborenen (!) um die Zuneigung der Liebsten. Die Liebe zerbricht und der Streit ums Kind beginnt. Kann auch anders verlaufen, aber bei Carola Fuchs und ihrem Freund war es so.
Carola, deren Buch „Mama zwischen Sorge und Recht“ leicht in einem Zug zu verschlingen ist. Mamamotzt hatte zwischendurch sogar nicht mal Luft geholt, offenbar, und war nach der atemlosen Lektüre völlig fertig. So realistisch und so dicht am eigenen Erleben ist der Roman geschrieben, der auf einer wahren Familiengeschichte basiert.
Carola (Pseudonym) schildert das (anstrengende) Leben einer Alleinerziehenden nach der Trennung, die sich immer wieder mit neuen abstrusen Wünschen ihres Ex Thomas auseinandersetzen muss.
Das Leben geht weiter und neue Partner tauchen auf beiden Seiten auf, ganz normal und genauso normal, dass dieser Fakt die schwierige Elternbeziehung nicht zwangsweise befriedet.
Dass es für Carola vergleichsweise leicht war, einen tollen und langfristig zuverlässigen, neuen Partner zu finden, schmerzte Mamamotzt bei der Lektüre in der Zeit nach #dasAus leider gewaltig. Auch, wenn es vielleicht nur erdacht ist. Die Kennenlernphase und die Details einer jungen Beziehung mit Kindern aus früheren Partnerschaften sind anschaulich beschrieben. (Nicht nur die Probleme wegen des Ex wälzen, sondern eigene Themen und Visionen pflegen.)
Wie eine gute Bekannte
Überhaupt liest sich das Buch wie das Leben einer guten Bekannten, deren Trennungsgeschichte man direkt und über einen längeren Zeitraum mitverfolgt. Mal leidet man mit, weil es doch nicht sein kann, dass der eigensüchtige Ex mit seinen unmöglichen Ideen bei Jugendamt und sogar Gericht Gehör findet und die Bemühungen von Carola um eine stabile Elternebene sowie als Alltagselternteil gar nicht berücksichtigt werden, mal denkt man, ein bisschen was an dem schiefen Verhältnis hat sie sich aber auch selbst zuzuschreiben.
In den jeweiligen Situationen kann jede Frau aber nur selbst wissen, wie sie akut in dem Fall handeln will und es nicht bei zeitlich erheblich nachgelagerter Lektüre wahrhaftig beurteilen, wie sie in dem Augenblick vielleicht entschieden hätte.
Momente, in denen der Vater vor Gericht einen Freifahrtschein für seine Umgangswünsche bekommt, obwohl sie dem Kindeswohl offensichtlich nicht zuträglich sind, lassen Leser schlucken, die vor ähnlichen Problemen stehen. Das Recht des Vater wird höher gehängt, als das Wohl der Kinder. Und das, obwohl er selbst den Umgang verleidet oder vereitelt und es der Mutter in Schuhe schiebt.
Ja, doch, kommt Mamamotzt sehr bekannt vor.
Immer wieder wird Carola von der Jugendamtsmitarbeiterin bei Entscheidungen übergangen oder vom Richter kritisiert.
Zu unsensibel und zu wenig Einzelfallorientiert, sagt Carola am Ende über das aktuell in Deutschland praktizierte System.
Irrationaler Partner
Auch die vollkommen irrwitzigen Reaktionen des Vaters, der noch Jahre nach der Trennung Besitzansprüche gegenüber Carola anmeldet, sie in anderen Momenten ermorden will, der die (ohne regelmäßigen Kontakt zustande gekommene, angebliche) innige Nähe zu seinem kleinen Kind beschwört und es kurz darauf anpflaumt, dass die Wände wackeln, sind offenbar kein Einzelfall.
In wunderbar anschaulicher, unterhaltsamer und heiterer Sprache hat Carola Fuchs den Weg vom ersten Treffen mit ihrem Ex über Geburt, Trennung und den Rosenkrieg beschrieben, bis das Kind am Ende acht Jahre alt ist.
Trennungserfahrene mit väterfreundlichen Ämtern und Gerichten werden das Buch gerne lesen, trennungsunerfahrene Eltern finden eine unterhaltsame Lektüre über eine alleinerziehende Mutter im tiefen, idyllischen Bayern mit einer großen Portion Lebensfreude.