Urlaub

Es soll sein und es muss sein: Mamamotzt und die Brillanten nehmen sich irgendwann demnächst einige Tage frei und fahren in einen richtigen Urlaub. Keine Klappcouch bei Freunden, richtigrichtiger Urlaub!

Ziel ist ein Ort, an dem sie schon mal waren, vor fünf Jahren, und an dem sich damals wertvolle, wenn auch unschöne Erkenntnisse Bahn brachen.

Möglicherweise bildet dieser Urlaub dann einen Abschluss zu den damals gewonnenen Erkenntnissen und dem Nachfolgenden.
Hohe Erwartungen. Aber nicht unwahrscheinlich.
Auch wenn klassisch sieben Jahre für Lebensphasen angesetzt werden.
Die endgültige Ablösung vom Ex, und zwar die der Brillanten.

Ex fuhr nicht mit damals, es war ein Urlaub mit Freundin und Kindern bei Freunden. Ohne Männer.

Zum Urlaub kommentierte er nichts, wünschte nichts, fragte nicht nach der Adresse etc.

Heute wie damals wird die unendliche Ruhe des Urlaubsziels die Mamamotzts laben und erquicken. Auch wenn sie ohnehin als Landbewohner nicht dem Großstadttrubel ausgesetzt sind, die langen Tage mit vielen Aufgaben zehren.
Die ewige Existenzangst als Freiberuflerin hat Mamamotzt extrem zermürbt.
Ruhe und Rückbesinnung auf die „Keimzelle der Gesellschaft“ wird auch jetzt gut tun. 😉

Entweder kann sich das Quartett innerlich durch den Urlaub sogar vom Thema Ex lösen, oder es erholt sich einfach gut.
Beides gleich gut!

Chemo in den Sommerferien

Mamamotzt wollte nicht nur unangenehme Stories schreiben, denn natürlich gibt es auch sehr viel schönes im Leben.
Aber irgendwie ist manchmal der Wurm drin.

Dieser Post sollte lauten: „Wie wir spontan das erste Mal richtig Ferien machten“.

Leider war er noch nicht fertig, und nun wird er eben anders heißen. Mal wieder.

In den Jahren als Schulkinderfamilie hat die Mamamotztfamilie erst einmal richtig Sommerferien gemacht. Fast eine ganze Woche, so mit Urlaubsplanung und so.
In den den ersten Jahren liefen parallel noch Kiga und Krippe, die Zeiten muss man als Alleinerziehende zum Arbeiten nutzen. Also nur rund drei Wochen, in denen alle Kinder zu Hause waren im Sommer. Für diese Zeit hatte Ex jedes Jahr angekündigt, er wolle unbedingt die Kinder für länger holen und melde sich, sobald er zeitlich einen Überblick habe.
Daraus wurde bis heute: Einmal total gezwungene drei Tage. Und die auch noch 30 Stunden zu spät begonnen.

Man arrangierte sich, es war saublöd. Mit den Kindern fuhr sie spontan Freunde mit kleinen Kindern besuchen, nicht länger als ein paar Tage, weil man mit drei Steppkes die Gastgeber schon strapaziert. Oder den Patenonkel ohne Kinder und ohne Platz besuchen, aber mit Verständnis. Und ansonsten: Jedes Angebot öffentlicher Ferienbetreuung nutzen und durcharbeiten. Denn als Alleinerziehende, Selbständige schafft man in der Medienbranche quasi nur mit straffem Durcharbeiten, lebenswürdiges Einkommen zu generieren. Vollzeit ist aufgrund der ausbaufähigen Betreuungsangebots nicht möglich.
Der Pflegefall kam dazu, Mamamotzt konnte wieder nicht planen. Da man nie weiß, wie es dem Pflegefall in bsp. einem halben Jahr geht, ist es nicht ratsam, zu buchen/planen. Fremdpflege verweigert der Patient bis zum äußersten. Das ist nicht mehr zu ändern, es lässt sich also kein „Pflegeersatz“ beschaffen.

Heute, am letzten Schultag, wollte Mamamotzt nach dem traditionellen Feiertagswampevollschlagen nun nach Last-Minute- oder Urlaubseinspringer-gesucht-Annoncen schauen, da steht fest:
Der Pflegefall bekommt ab Montag die Ferien über Chemo.
Und da es nicht das erste Mal bei diesem Patienten ist, sind die bekannten, gravierenden Nebenwirkungen zu erwarten.

Ehrlich! Sie wollte in diesem Jahr mit den großen Ferien anfreunden und sie mal nicht als Last sondern als rekreative Zeit genießen, tatsächlich mal den Patienten einfach Patient sein lassen, natürlich top versorgt, und ihm einfach aus dem Urlaub eine Postkarte schicken.
Die Zeit mit den Kindern ge-nie-ßen! Und nicht als puren Orgastress erleben.

Aber während einer Chemo gilt es immer wieder, nicht absehbare Notfallentscheidungen zu fällen (multimorbider Patient, kein junger, fitter Mensch!). Da ist ein 100 Kilometer-Ausflug eigentlich schon zu viel.
Mamamotzt hat Vollmacht für alles und als einzige den Überblick über die kuriose Krankengeschichte, eine Verantwortung.

Man hofft jetzt bloß, dass das Wetter patientengerecht ist, damit nicht noch wetterbedingte Wehwehchen alles verkomplizieren.
Egal, ob das Schwimmbad oder sechs Wochen Monopoly mit dicken Pullis bedeutet.

Meh.

Mamamotzt ist aber nicht der Patient. Nur die Pflegerin. Zum Glück.

Offener Brief an einen Vater II

Hallo Ex,

das nächste Kind hat die Grundschule beendet. Für mich ist es lange das Sorgenkind gewesen.
Von Geburt an besonders, aber nie so auffällig, dass jemand es benannt hätte oder therapieren wollte.
Introvertiert, akkurat, ein Monk-Kind. Mit feinen Antennen für Emotionen, absolut unmusikalisch aber rhythmisch, und zu meinem persönlichen Leidwesen vermeintlich ohne jegliches Gespür für Grammatik und Sprache.
Da es vermeidet, bestimmte Wörter zu sagen, die ihm nicht gefallen, und diese auffallend geschickt umschreibt, muss da aber doch ein Gespür für Sprache sein. Bei der deutschen Grammatik hört es aber wirklich auf, und Fremdsprachen lehnt es bislang ab.
Sportlich, eigentlich sehr in sich ruhend, extrem sozial und ausgleichend, am neuen Wohnort sehr schnell ein sehr gerne gesehener Gast überall.
Das verspielte, verträumte Kind, welches auf einmal nicht mehr leben wollte, weil es in der Schule nicht mit kam. Weil ich selbst zwar mein möglichstes gab zu der Zeit, aber durch Selbständigkeit und die außergewöhnlich hilfsbedürftigen Großeltern plus nur Halbtagsbetreuung bei einem Teil der Kinder einfach über den Kapazitäten rotierte.
Weil du Vater, an dem dieses Kind so viel mehr hing als die beiden anderen, nur Versprechungen machtest ohne sie einzuhalten. Weil du unzuverlässig und desinteressiert warst, wie es sich kaum in Worte fassen lässt.

Ein einziges Mal bist du während der Grundschulzeit in Aktion getreten: Als nachträglich wegen einer unvermeidbaren Formalie deine Unterschrift als anderer Elternteil erforderlich war.
Es war deine große Stunde, du hast mächtig auf den Putz gehauen bei der neuen Rektorin. (Die alte hätte das so nicht akzeptiert, weil sie die Umstände kannte.)
Seitdem warst du schneller als ich über alle Angelegenheiten in Schulbelangen informiert.
Und warst trotzdem auf keinem Elternabend, hast den Kontakt um Klassenfahrten herum langzeitig vermieden, um nichts zahlen zu müssen, hast höchstens kritisiert, dass das Kind nicht Klassenprimus ist. Was natürlich meine Schuld sei, da ich ja die Erziehung alleine machen wolle und dich von den Kindern separiere.

Achja: Du hast übrigens vergessen, deinen Umzug ans Sekretariat zu melden, die Post geht immer zurück.
Nicht mehr so wichtig, was?

Auch dieses Kind habe ich an der von mir für richtig erachteten weiterführenden Schule anmelden können.
Es ist übrigens die gleiche, auf die das große Kind geht. Aber das weißt du seit zwei Jahren schon nicht, weil du nicht fragst.
Ranzen und Schulbücher haben wir bereits,sicher ist sicher.

Zum Glück ist das Kind inzwischen sehr gut stabilisiert. Mit Engelsgeduld und wahnsinniger Liebe habe ich es genommen, wie es ist, immer, immer ermutigt, was manchmal extrem schwierig war, Hobbys identifiziert, die ihm nützen und es stützen sollten. Und es nochmals geliebt, geliebt, geliebt und immer wieder ermuntert.
Unendlich viel Liebe, unendlich viel Zeit.

Ich bin froh und stolz, wenn ich sehe, was aus diesem ängstlichen, introvertierten Kind geworden ist.

Beim Festgottesdienst hat es mich zerrissen. Jede einzelne Träne der Sturzflut war Stolz, Erleichterung und Hoffnung.
Diese fünf Jahre waren überwiegend bescheiden. Nun kann vieles nur besser werden!
Die fünf Jahre waren für uns die Zeit der Ablösung von dir, denn du hast dich uns entzogen. Doch uns hast du dessen angeklagt!

Als Jeanne d´Arc – du liebst doch große Metaphern – stehe ich hier heute, werde ich nach den Ferien die Einschulung mit diesem Kind wie die Krönung in Reims feiern und werde deinen Scheiterhäufchen immer wieder lachend entkommen.

Wenn es für mich selbst mal wieder schwer wird, nehme ich diesen Brief hervor und lese über Stolz und Kraft.

Dir wünsche ich alles Gute für die Zukunft, besonders, dass du bald eine Arbeitsstelle finden mögest! Es ist sicher nicht schön, so viele Jahre kein Einkommen zu haben.
Und denk dran, ein Vater alimentiert seine Kinder. Von Herzen, versteht sich.

Toi, toi, toi,
deine Ex-Frau