Unter dem Hashtag #habwenkennengelernt gab es die erstaunliche Neuigkeit für die geneigte Twitteria:
Mamamotzt hat jemanden kennengelernt.
— Mom the brave (@Mamamotzt) 27. Dezember 2015
Ungewollt.
Nicht schon wieder eine Herz-Schmerz-Story, nicht schon wieder eine schöne Affäre mit integriertem Verfallsdatum, nicht schon wieder den Brillanten jemanden Neues vorstellen …
Zuletzt war das gar nicht mehr gewollt, es passte so gar nicht und das Leben war alleine ganz schön. Traurig. Und melancholisch. Und einsamverkrochen.
Man sollte doch nicht zu laut Wünsche ans Universum richten!
Das Kennenlernen
Mamamotzt hörte sich selbst lauter Dinge sagen wie: „Du siehst viel zu extrem (für mein Umfeld) aus! Du hast einen komischen Beruf (für mein Umfeld)!“, und so.
Was sie selbst dachte oder fühlte, spielte keine Rolle, aber das war ihr nicht bewusst. Sie sah sich selbst von außen ungewollt Sätze äußern, die in ihrer Denke so nicht existieren.
Die Gesellschaft sprach aus ihr.
Es war verrückt. Satz sagen, sich dabei zugucken und denken, dass da ein skurriler Film gezeigt wird, der mit Macht alle Klischees bedient, die man selbst doch so weit von sich weist.
Der Kennengelernte wurde dann auch nach wenigen Kontakten prompt extrem unelegant in die Wüste geschickt. (Hallo, Fettnäpfchen, du bist doch nun leer bis in alle Ewigkeiten, oder?!?)
Zaghafter Sinneswechsel setzt ein
Dann setzte ein Sinneswandel bei ihr ein. Der Kennengelernte nahm Mamamotzt ernst! Setzte sich nicht über die Abfuhr hinweg, frei nach dem Motto: „Wenn Frauen nein sagen, meinen sie sowieso ja.“
Mamamotzt merkte, wie sie neugierig auf den Mann wurde, wenn sie die gesellschaftlichen Vorgaben aus dem Kopf ließ.
Sie überlegte, was sie noch zu verlieren hätte, wenn sie sich auf ein Kennenlernen einließe. – Nichts!
Gäbe es eventuell was zu gewinnen? – Auf jeden Fall! Jedes Bröckchen Freude würde doch zur Zeit den Mount Everest überstrahlen.
Der Dezember als äußerte Krümmung der nach unten offenen Talsohle. Mamamotzt lebte stets anständig und gerade und stand trotzdem plötzlich da ohne Arbeit, Liebe und Familie.
Nur mit den Brillanten. Der einzigen Konstante im Leben und auch sonst Grund für viel Freude.
Aber das meiste andere, was Leben ausmacht: plötzlich alles weg. Murphy.
Beruflich und privat
Der Mann könnte ihr beruflich nichts kaputt machen. Wo nichts mehr ist, kann nichts mehr zerstört werden.
Ja, auch oder gerade solche Aspekte bedenkt zumindest Mamamotzt als Alleinerziehende, wenn es ans Kennenlernen geht. Es geht ja nicht um Herz und Hormone, sondern auch darum, dass sie weiter die Brillanten versorgen will und muss.
Die Brillanten sollten eigentlich erst später davon erfahren, aber angestrengte Heimlichtuerei ist Quatsch. Also ergab es sich, dass sie von Anfang an den Werdegang verfolgen.
Tendenziell sehr wohlwollend und neugierig.
Ausgang komplett offen
Sehr bald steht ein erster gemeinsamer Auftritt an. Weil er sich in Kreisen bewegt, die teils ziemlich öffentlich und überregional sind, übt Mamamotzt das frische Outing hier. (Eigentlich ist es wumpe, wenn „Berlin“ Bescheid weiß, – für den eigenen Alltag ist die Reaktion im Dorf relevanter.)
In größerer Runde dann fast überhaupt erstmals zu verbalisieren, dass „es gefunkt hat“ braucht ihres Erachtens eine Generalprobe.
Ja, das ist jemand. Ja, man hat sich ein wenig kennengelernt. Ja, es sieht gut aus. Und nein, es wurde weder ein Kontrakt geschlossen noch ewige Liebe geschworen. Aber man hat beiderseits Interesse an mehr kennenlernen und mehr gemeinsamer Zeit. #TeamHändchenhalten
Lerneffekte der Alleinerziehenden
Bisher war es nicht schwierig, einen Partner mit Kindern auf dem Schoß kennenzulernen, aber natürlich war es schwierig, ihn allein zu genießen. Die Brillanten sind schon ewig nicht mehr gemeinsam länger außer Haus gewesen.
Ganz ehrlich: das ist kein Brüller für einen neuen Partner!
Darüberhinaus hat Mamamotzt festgestellt, dass sie wesentlich weniger flexibel ist, als ihr Selbstbild. Sie bewegt sich tatsächlich nur für die Arbeit weiter als 10 Autominuten vom Haus weg.
Als Alleinerziehende/r ist man (je nach Möglichkeit) schon ganz schön eingekerkert. Babysitter kommt aus Altersgründen nicht mehr in Frage, eine Nacht außer Haus für Mamamotzt ist also verantwortungsmäßig nicht drin. Nicht mal ein Abend in einer Stunde Entfernung.
Den Rest möge sich jeder selbst vorstellen.
Mamamotzt dankt für die Erkenntnis, übrigens! Und für einige andere auch.
Hier so …
Es schleicht sich ein, dass Aktionen außer Haus direkt gemeinsam besucht werden, solange sie dicht genug stattfinden.
So schnell geht Pärchenbildung manchmal.
Jetzt in den Winterferien begleitet Mamamotzt ihn, demnächst sind ihr dafür gelegentliche Sport-Taxi-Fahrten versprochen worden. Jucheißa!
(Das hat schon beim letzten Mann nicht geklappt …)
In diesem Sinn:
Alles bleibt anders!