Gestern hatte es Mamamotzt förmlich zerrissen. Während andere die deutschen Tore in Brasilien bejubelten, übermannte sie ein Heulflash galore.
Der Tag war eine emotionale und physische Achterbahn, zwei Kurznaps trotz ausreichend Schlaf, irgend etwas war ohnehin komisch.
Vermutlich bricht sich da „das Neue“ Bahn, kommt ans Tageslicht. Etwas „Neues“ nach dem Coaching. Jüngst durfte Mamamotzt ihre erste Coachingeinheit alleine wahrnehmen, und man prophezeite ihr schon, dass das Unterbewusstsein ab jetzt arbeiten würde.
Nach einer Nacht stellt es sich ihr so da:
Das Grundproblem ist Nähe und Vertrauen. Darauf fußt sehr, sehr viel an Aktion und Interaktion in ihrem Sein. Sie mag keine Nähe und vertraut nicht.
Eine so starke Sensibilität in diesem Bereich ist aber leider wenig alltagstauglich, gerade wenn man die Erziehung mehrerer Kinder etc. etc. alleine stemmen muss.
Beispiele:
Eine kleine Verabredung zum einigermaßen spontanen Spazierengehen setzt sie schon ungeheuer unter Druck. „Noch ein Termin, noch jemand, der enttäuscht werden könnte.“ Jeder Moment, in dem jemand anders etwas erwarten könnte, ist wahnsinniger Druck. Brillanten und Kunden (professionelle Ebene) können Ansprüche stellen, alles andere ist ihr zu nah.
Sie vermeidet es seit jeher, Menschen näher kennenzulernen, damit diese keine Erwartungshaltung ihr gegenüber aufbauen. Und damit diese sie nicht verletzen, indem sie das Vertrauen missbrauchen.
Ist vermutlich in einem nur schwach gebildeten Urvertrauen begründet, welches dann auch schnell knackig zerstört wurde. Erstaunlich, wie es einem das halbe Leben nachhängt. (Die zweite Hälfte wünscht sich Mamamotzt unter anderen Rahmenbedingungen.)
Die ewigen Problem mit dem Ex gehören auch in diese Themen-Ecke. Mamamotzt hatte ihm mehr als ein Jahrzehnt vertraut, wurde zwar enttäuscht, aber will nicht wahrhaben, dass sich da nichts mehr zum Positiven ändert. Obwohl sie es logisch weiß. Dieser Schmerz sitzt ganz tief.
Nun will sie ihn „mental einfach liegen lassen“ (den Ex). Ein Schlüsselsatz aus dem Coaching.
Das inzwischen klar erkannte Muster, Menschen recht bald auf Distanz zu bringen, sobald sie sich emotional zu sehr nähern, hat damit zu tun.
Die Freude und Erleichterung, wenn etwa ein kleiner Flirt wieder vorbei ist und sie sicher sein kann, dass niemand eine Erwartungen in sie legt. Denn Erwartungen anderer muss man erfüllen. Mindestens zu 100 Prozent.
Alleine Logik widerlegt das. Aber verinnerlichte Strukturen sind hartnäckig.
Das nicht vorhandene Selbstvertrauen hängt ebenfalls damit zusammen, denn klar: Wo kein Urvertrauen, da kein Selbstvertrauen. Misstrauen wohin sie schaut, sozusagen.
Sie ist ein absoluter Kopfmensch, weiterer Schlüsselsatz aus dem Coaching. Ihr Handeln wirkt sehr männlich. Dito. Zudem wurde ein unerwarteter Aspekt ihrer Depressionen identifiziert.
Es ist noch gar nicht alles auseinanderzuklamüsern, was das Coaching bewirkt hat, mit ihr gerade macht etc.
Die wesentliche Information dieses Beitrags ist, dass sie endlich einen Schritt Richtung „Neues“ gemacht hat. Hat Jahre gedauert. Aber wenn sie es kann, können es die Leser auch, nur Mut!
Liebe Mamamotzt,
ich wage zu behaupten, dass ich mir in etwa vorstellen kann, was in Dir los ist. Ich sehe da einige Gemeinsamkeiten.
Dass ich Dir das schreibe, wird Dich vermutlich nicht weiterbringen. Aber vielleicht hilft es ein bisschen, sich verstanden und mit dem Thema nicht so allein zu fühlen.
Ich drücke Dich virtuell.
Mittsommar
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Liebe Mittsommar,
da man sich durchaus alleine fühlt mangels Austausch (über „sowas“ spricht doch kaum jemand, E.m.o.t.i.o.n.e.n !), zumindest Mamamotzt hat dafür kein Ventil im Alltag, ist es für sie durchaus schön zu wissen, nicht alleine damit zu sein.
Sie dankt herzlichst!
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Mmh, das tut mir leid. Ich würde Dir sehr gerne einige wertvolle Tipps geben, aber da gibt es keine schnelle Lösung. Allerdings kann ich Dir einen Denkanstoß geben, den Du bzw. Dein Coach noch nicht besprochen hast: Schau Dir doch einmal die Menschen in Deinem Umfeld an und wie häufig sie jemanden „enttäuschen“ weil sie es nicht auf die Reihe bringen. Den Ex lässt Du am besten außen vor. Er zieht die Statistik zu sehr nach unten. Ich denke eher an „normale“ Menschen, die sich nicht melden, nicht zurück rufen, kurzfristig Termine absagen, etc. Das sind häufig Verhaltensweisen, die ich ablehne und ich will sie so nicht machen, aber die anderen kommen damit durch und sie zahlen meistens einen relativ niedrigen Preis, wenn überhaupt. Worauf ich hinaus will ist, dass Du Dir nicht zu hohe Hürden setzt und immer versuchst perfekt zu sein, wenn es mit 90% oder 80% genauso geht. Nimm das Beispiel eines Termins. Die meisten Menschen wollen pünktlich sein. Um auf der sicheren Seite zu sein, sind sie dann schon 10 Minuten vorher da. Es gibt andere, die denken sich, dass es innerhalb des akademischen Viertelstündchen noch OK ist. Da ist dann kein Raum mehr für Unvorhergesehenes, aber sie kommen damit durch. Wenn Du jetzt einfach mal diese 10+15=25 Minuten hochrechnest auf Termine die Woche, Monat, Jahr, dann kommt da eine ziemliche Summe raus, die die eine Gruppe von Menschen auf die andere wartet. Es zeigt Dir aber auch, dass man zumindest die 10 Minuten Puffer hat und immer noch der erste beim Termin ist.
Liest sich schön leicht und ist doch schwer. Ich habe mir heute wegen einer völligen Lappalie so einen Stress gemacht, dass ich immer noch mit angespannten Kiefern hier sitze. Vielleicht sollte ich mich an meine eigenen Denkanstößen orientieren. 🙂
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Oha, ja!
Mamamotzt muss extrem an den niedrigeren Selbstanforderungen schrauben. Pünktlichkeit nicht zwangsläufig, das reguliert das Leben inzwischen für sie.
Aber in der Tat wären ihre lockeren 80% so oft deutlich mehr (wert) als die verbissenen 150%!
Sie würde gerne wissen, ob der werte Kiefer (symbolisch) inzwischen wieder entspannt ist!? 😉
Und grüßt herzlich!
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Oh ja, der Kiefer ist ein Thema. Bin für gute Tipps immer zu haben.
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Metaphorisch oder physiologisch?
Für letzteres bewährte sich in der Motzt-Familie ein Kieferorthopäde. 😉
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Da war ich schon. Ist mehr ein Verkrampfen.
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