#habwenkennengelernt

Unter dem Hashtag #habwenkennengelernt gab es die erstaunliche Neuigkeit für die geneigte Twitteria:

Mamamotzt hat jemanden kennengelernt.

 

Ungewollt.

Nicht schon wieder eine Herz-Schmerz-Story, nicht schon wieder eine schöne Affäre mit integriertem Verfallsdatum, nicht schon wieder den Brillanten jemanden Neues vorstellen …

Zuletzt war das gar nicht mehr gewollt, es passte so gar nicht und das Leben war alleine ganz schön. Traurig. Und melancholisch. Und einsamverkrochen.

Man sollte doch nicht zu laut Wünsche ans Universum richten!

Das Kennenlernen

Mamamotzt hörte sich selbst lauter Dinge sagen wie: „Du siehst viel zu extrem (für mein Umfeld) aus! Du hast einen komischen Beruf (für mein Umfeld)!“, und so.

Was sie selbst dachte oder fühlte, spielte keine Rolle, aber das war ihr nicht bewusst. Sie sah sich selbst von außen ungewollt Sätze äußern, die in ihrer Denke so nicht existieren.
Die Gesellschaft sprach aus ihr.

Es war verrückt. Satz sagen, sich dabei zugucken und denken, dass da ein skurriler Film gezeigt wird, der mit Macht alle Klischees bedient, die man selbst doch so weit von sich weist.

Der Kennengelernte wurde dann auch nach wenigen Kontakten prompt extrem unelegant in die Wüste geschickt. (Hallo, Fettnäpfchen, du bist doch nun leer bis in alle Ewigkeiten, oder?!?)

Zaghafter Sinneswechsel setzt ein

Dann setzte ein Sinneswandel bei ihr ein. Der Kennengelernte nahm Mamamotzt ernst! Setzte sich nicht über die Abfuhr hinweg, frei nach dem Motto: „Wenn Frauen nein sagen, meinen sie sowieso ja.“

Mamamotzt merkte, wie sie neugierig auf den Mann wurde, wenn sie die gesellschaftlichen Vorgaben aus dem Kopf ließ.

Sie überlegte, was sie noch zu verlieren hätte, wenn sie sich auf ein Kennenlernen einließe. – Nichts!
Gäbe es eventuell was zu gewinnen? – Auf jeden Fall! Jedes Bröckchen Freude würde doch zur Zeit den Mount Everest überstrahlen.

Der Dezember als äußerte Krümmung der nach unten offenen Talsohle. Mamamotzt lebte stets anständig und gerade und stand trotzdem plötzlich da ohne Arbeit, Liebe und Familie.
Nur mit den Brillanten. Der einzigen Konstante im Leben und auch sonst Grund für viel Freude. 

Aber das meiste andere, was Leben ausmacht: plötzlich alles weg. Murphy.

Beruflich und privat

Der Mann könnte ihr beruflich nichts kaputt machen. Wo nichts mehr ist, kann nichts mehr zerstört werden.
Ja, auch oder gerade solche Aspekte bedenkt zumindest Mamamotzt als Alleinerziehende, wenn es ans Kennenlernen geht. Es geht ja nicht um Herz und Hormone, sondern auch darum, dass sie weiter die Brillanten versorgen will und muss.

Die Brillanten sollten eigentlich erst später davon erfahren, aber angestrengte Heimlichtuerei ist Quatsch. Also ergab es sich, dass sie von Anfang an den Werdegang verfolgen.
Tendenziell sehr wohlwollend und neugierig.

Ausgang komplett offen

Sehr bald steht ein erster gemeinsamer Auftritt an. Weil er sich in Kreisen bewegt, die teils ziemlich öffentlich und überregional sind, übt Mamamotzt das frische Outing hier. (Eigentlich ist es wumpe, wenn „Berlin“ Bescheid weiß, – für den eigenen Alltag ist die Reaktion im Dorf relevanter.)
In größerer Runde dann fast überhaupt erstmals zu verbalisieren, dass „es gefunkt hat“ braucht ihres Erachtens eine Generalprobe.

Ja, das ist jemand. Ja, man hat sich ein wenig kennengelernt. Ja, es sieht gut aus. Und nein, es wurde weder ein Kontrakt geschlossen noch ewige Liebe geschworen. Aber man hat beiderseits Interesse an mehr kennenlernen und mehr gemeinsamer Zeit. #TeamHändchenhalten

Lerneffekte der Alleinerziehenden

Bisher war es nicht schwierig, einen Partner mit Kindern auf dem Schoß kennenzulernen, aber natürlich war es schwierig, ihn allein zu genießen. Die Brillanten sind schon ewig nicht mehr gemeinsam länger außer Haus gewesen.

Ganz ehrlich: das ist kein Brüller für einen neuen Partner!

Darüberhinaus hat Mamamotzt festgestellt, dass sie wesentlich weniger flexibel ist, als ihr Selbstbild. Sie bewegt sich tatsächlich nur für die Arbeit weiter als 10 Autominuten vom Haus weg.

Als Alleinerziehende/r ist man (je nach Möglichkeit) schon ganz schön eingekerkert. Babysitter kommt aus Altersgründen nicht mehr in Frage, eine Nacht außer Haus für Mamamotzt ist also verantwortungsmäßig nicht drin. Nicht mal ein Abend in einer Stunde Entfernung.
Den Rest möge sich jeder selbst vorstellen.

Mamamotzt dankt für die Erkenntnis, übrigens! Und für einige andere auch.

Hier so …

Es schleicht sich ein, dass Aktionen außer Haus direkt gemeinsam besucht werden, solange sie dicht genug stattfinden.
So schnell geht Pärchenbildung manchmal.

Jetzt in den Winterferien begleitet Mamamotzt ihn, demnächst sind ihr dafür gelegentliche Sport-Taxi-Fahrten versprochen worden. Jucheißa!
(Das hat schon beim letzten Mann nicht geklappt …)

In diesem Sinn:
Alles bleibt anders! 

 

 

 

 

Die Lüge vom Mütterthron

Was kann man sagen zum Mütterthron?
Mamamotzt ist müde.

Sie würde eher unbemerkt eingeschlafen vom Thron rutschen, als munter und machtgierig darauf zu regieren!

Der Ex schreibt alle paar Monate eine sorgenvolle Mail, in der er sich nach dem Wohlergehen der Brillanten erkundigt und ihnen das wichtigste aus seinem Leben mitteilt: „Ich will die Kinder sehen!“ Vollzitat Ende

Bei soviel Engagement seinerseits ist es verständlich, dass das Jugendamt erst im Sommer eine Überprüfung der Verhältnisse durchführte. Denn immerhin konnte der Engagierte dort jahrelang die Mär der kinderentziehenden Mutter aufrecht erhalten.

:O

Andere getrennte und verkannte Väter im Bekanntenkreis

Ein Ex-Freund, der sich als Vollblutanhänger des 50/50 Modells ausgab, welches er ca. 35/65 lebte mit Hilfe seiner Familie und stattdessen Vollzeit Karriere machte, tönte überall herum, dass 50/50 klasse sei. Als die Anwälte nach der Trennung die faktischen 35/65 berechneten und ihn auf seine (gehaltsmäßig entsprechend hohen) finanziellen Verantwortungen hinwiesen, bekam er Rücken und verfiel in anhaltende Depressionen. Kurz vor arbeitsunfähig. Bedauernswert.

Ein Bekannter rechnet sich als Selbständiger arm und arbeitet nur das nötigste, da seine Ex gut verdient und er sich nicht gut fühlt, wenn er Geld für die Kinder in die Richtung überweisen muss. Da die Mutter ihn emotional verletzt habe, sieht er die Kinder nicht mehr. Zu schmerzhaft war das für ihn und irgendwann muss er auch an sich denken.

Ein anderer Bekannter hatte über Jahre heimlich eine Zweitfamilie aufgebaut. Er ließ seine Exfrau nach der Trennung im gemeinsamen Haus wohnen und dafür seine schwerkranke Mutter pflegen, nach deren Tod schmiss er sie umgehend raus. War rechtlich möglich.
Ein Sunnyboy, wenn Sie ihn träfen, würden Sie nie glauben, dass ein gesellschaftlich so engagierter Mensch so ein Arsch ist.

Ausnahmen oder Regel

Zwei Väter aus dem Dorf gibt es, die Trennungen sind noch frisch, die sich wenigstens zeitlich um die Kinder kümmern. Weil die Mütter, die jeweils das Haus verließen, im Ort wohnen blieben, ist den Kindern das soziale Umfeld erhalten geblieben. Übernachtungsbesuche finden bei Müttern wie Vätern statt und wechseln sogar an einem Wochenende von einem zum anderen Elternteil. Also: mit sämtlichen Übernachtungsfreunden im Schlepptau. Über das Finanzielle uns Sonstige kann nichts gesagt werden, keine Infos.

Zu Elternabenden oder den aktuellen Weihnachtsfeiern erscheinen sie, wie es ihnen die Zeit erlaubt, aber nach Möglichkeit beide.

Der entmachtete Ex

Der Ex von Mamamotzt weiß immer noch nicht, auf welche Schulen die Brillanten gehen. Obwohl er vor Jahren auf sein Recht auf Information pochte und die Rektorin der Grundschule vorführte, weil sie angeblich nicht seinen Rechten nachkam. Beim nächsten Umzug vergaß er prompt, seine Adressänderung mitzuteilen, seitdem erreichen ihn schulische Infos nicht mehr. Und er hat sich noch nicht gewundert bzw. auch auf Anfrage hin nicht die neue Adresse mitgeteilt.
In zusammen 19 Jahren Schulkinderleben war er auf genau keinem Elternabend und zwangsweise auf einer Abschiedsfeier. Weihnachtsfeiern etc.? Forget it! Einschulungen hat er immerhin 2 1/3 erlebt.

Der engagierte Vater lässt sich Monat für Monat verleugnen, wenn der Gerichtsvollzieher wegen der nichteingehaltenen Unterhaltsraten Sturm klingelt. Für zwei von drei Kindern weigert er sich bislang seit Jahren erfolgreich, überhaupt eine Zahlungsverpflichtung ermitteln zu lassen.

Und geht an seinen 365 freien Abenden pro Jahr, während Mamamotzt die Brillanten ins Bett bringt und ihren diversen Verpflichtungen nachkommt, mit anderen männlichen Strippenziehern ein Bier trinken und schmiedet Allianzen gegen die bösen Weiber auf dem Mütterthron.

Mehr Enthronisierung und wesentlich mehr Rechte

Damit die schlimmen Weiber wie Mamamotzt und Co. nicht noch mehr Befugnisse erhalten, müssen dringend andere Gesetze her, eindeutig.

Genau das sagen die trotz dieses ganzen Rotzes auch noch politisch egangierten Frauen auch!

Mehr Rechte für alleinerziehende Mütter (Rente, Familiensteuern, Bewerbungsprozedere etc.) und sinnvolle Sanktionen für Lügenväter.

Kleine Fußballjungs

Ein rumpeliger Haufen kleiner Jungs, die als Gruppe dezent orientierungslos wirken und unsicher sind. Alleine versuchen einzelne der Elf- oder Zwölfjährigen auch mal cool oder vorlaut zu sein. In der Gruppe trauen sie es sich aber noch nicht.

Unerwartete Liebe

Mamamotzt liebt diese kleinen Fußballfreaks unerwartet sehr!

Bis zum ersten Spiel direkt nach den Sommerferien kannte sich die Mannschaft noch nicht, gemeinsames Training gab es nicht, dementsprechend uneingespielt ist der D-Jugend-Trupp immer noch. Eine Spielgemeinschaft aus vielen Dorf-Sportvereinen zusammengewürfelt.

Für Fußball kann Mamamotzt sich nicht wirklich erwärmen, die ersten Eindrücke beim Schnuppertraining bestätigten auch alle Vorurteile. Aber es kam anders …

Bunte Truppe

Doch die kleinen Jungs haben es ihr angetan und ihre Unterstützung gewonnen. Sie kommen aus unterschiedlichen Dörfern und auch aus unterschiedlichen Ländern. Von mehreren sprechen die Eltern kaum oder kein Deutsch.

In der Chat-Gruppe fragen diese Jungs dann: „Mein Vater kann nicht fahn. Wer kann misch mitnem?“

Andere Kinder werden zu jedem Training gefahren und besitzen eine komplette Bundesliga-Trainingsausrüstung. (1 Shirt ca. 75 Euro! ..)

Fußball als Integrationsprojekt

Bei einem Spiel trafen sie auf eine Mannschaft, in der zwei Spieler relativ kurz in Deutschland leben. Die beiden verschmolzen mit dem Ball, umtänzelteten jeden Gegner, waren immer präsent, schnauften nie, zeigten eine atemraubende Leichtigkeit im Spiel und hinterließen einen mundoffenstehenlassenden Eindruck bei allen Beteiligten, weil sie einfach schön spielten. Die gegnerische Mannschaft gewann, und einer der beiden fragte auf dem Weg in die Kabine: „Wir gewinnt, ja?“ (Auf der D-Jugendebene fallen noch viele Tore, aber die Schiedsrichter sind Laien und erkennen nicht jeden Treffer an. Das Ergebnis dieses Spiels kannte tatsächlich nur der Schiri, alle Zuschauer hatten anders gezählt, insofern eine berechtige Frage und mit wenig Sprachkenntnis alles wichtige angesprochen.)

In der Mannschaft vom Brillanten stehen Eltern an der Bande und feuern auf russisch und armenisch, deutsch, türkisch und arabisch an. Kleine, rothaarige Geschwister fiebern darauf, dass der große Bruder noch einen Schluck Sportgetränk für sie in der Flasche übrig lässt. Unbekannte Eltern rufen sich gegenseitig aus dem Stau an und bitten, ob man sehr spontan in einer Schleife fahren könne und das eigene Kind zum Punktspiel abholen. Fremde Eltern kontaktieren Jungen per Smartphone, von denen sie wissen, dass es mangels Sprache und Mobilität mit dem Einsatz beim Auswärtsspiel sonst schwierig wird.
Ziemlich herzerwärmend, denn: bis vor sechs Wochen waren sich alle fremd!

Im Moment wächst da eine wunderbare Spielgemeinschaft zusammen. Keine verbissenen Eltern, keine bösen Auseinandersetzungen mit Schiedsrichtern oder gegnerischen Teams am Spielfeldrand, sondern eine wirklich unerwartet hilfsbereite Truppe.

Sport als Lebenshilfe

Der geliebte Trainer verordnet den Jungs eine Dusche nach dem Sport. (Die könnten sonst auch gut ohne … 😉  ) Wehe, einer hat Handtuch oder Duschgel nicht dabei, es kommt ihm kein Stinker vom Platz! Mit Handschlag begrüßen und verabschieden, Körperhygiene und Mithilfe beim Auf- und Abbau. Der Verein weiß aus Erfahrung, dass bei Jungen in diesem Alter Weichen für´s Leben gestellt werden und dass ein Trainer oft mehr Einfluss hat als die eigenen Eltern zu Hause. Pubertät lässt grüßen. Wer nicht spurt, steht beim nächsten Spiel daneben. Das zieht!

Doch, dieses „Fußball“ gefällt Mamamotzt unerwartet gut.

Und dem Brillanten gefällt es so gut, wie erhofft. Er ist überraschend flink und ausdauernd und verblüfft durch dusseligen Gesichtsausdruck bei unerwarteter Sprintstärke. Mal um mal bleibt ein Gegenspieler verdutzt zurück, weil es nicht vorstellbar ist, wie schnell der Brillant den Platz gewechselt und ihm den Ball abgeluchst hat.
Technisch könnten weitere Trainingseinheiten allerdings nicht schaden …

Familienfreude am neuen Hobby

Bislang finden auch die anderen Brillanten dieses Fußball unerwartet interessant. Man findet in jedem Match einen Spieler, den man beobachten kann, beißt sich optisch am Schiri fest oder beschäftigt sich mit dem Warmhalten der Auswechselspieler usw. usf.

Ohne einen Satz zum Ex geht es nicht: wüsste er, wie prima der Brillant sich macht, würde er sich sicher gerne mit diesen Federn schmücken („sein Talent vererbt“). Die zeitraubenden Trainingseinheiten und Auswärtsspiele würde er sicher ohnehin „leider“ nicht begleiten können. Aber es ist ihm auch noch nicht eingefallen, mal zu fragen, wie es denn so läuft und wo und wann der Brillant spielt. Und wer nicht fragt, der erfährt eben nichts. Immerhin weiß er, dass der Brillant spielt. (Mitteilungspflicht erfüllt.)

Möge der Familie die Freude an diesem neuen Hobby lange erhalten bleiben!